Florian Marquardt: Fürstenberg ist auf dem richtigen Weg
- Christine Dicker
- 2. März
- 6 Min. Lesezeit
- HINTERGRUND -
Die Porzellanmanufaktur Fürstenberg ist ein Unternehmen, welches durch neue Formen wie Datum, neue Designs und die mittlerweile seit 20 Jahren bestehende Kooperation mit Sieger Design von sich reden macht. Was der Porzellanhersteller in diesem Jahr vor hat und welche Ziele die Porzelliner aus Niedersachsen verfolgen, darüber hat tischgespraech.de mit Florian Marquardt, seit November 2022 Chief Sales and Marketing Officer, gesprochen.
tischgespraech.de: Herr Marquardt, eine Frage vorweg: Wie geht es Fürstenberg? Es heißt ja immer, die Tischkultur sei in der Krise, ich verweise nur auf die Nachrichten aus Selb.
Florian Marquardt: Die Zeiten, dass zu jeder Hochzeit ein großes Porzellanservice geschenkt wurde, sind leider vorbei. Aber es gibt auch viele optimistisch stimmende Trends wie das Interesse privater Kunden an hochwertigem Interior Design bis hin zur Tischkultur. Natürlich sehen auch wir es nicht gern, wenn einer der großen Namen wie Rosenthal in Schwierigkeiten gerät. Das schadet der ganzen Branche.
Also ja, die Zeiten sind wieder schwieriger geworden, aber wir sind mit Fürstenberg auf dem richtigen Weg. 2025 erwarten wir, dass wir im Vergleich zum Vorjahr zulegen, denn wir haben großartige Neuheiten und planen zielgerichtete Aktivitäten.
tischgespraech.de: Sie haben gerade erwähnt, Fürstenberg sei auf dem richtigen Weg. Wie haben Sie das gemeint?
Florian Marquardt: Das Unternehmen steht auf drei Standbeinen: Der Hospitality, dem Retail und dem Bereich Interior. Diese Vielseitigkeit hilft uns, in Krisen flexibel reagieren zu können. So haben wir uns zum Beispiel mit Beginn des Ukraine Krieges aus Russland zurückgezogen. Diesen Umsatzverlust konnten wir komplett ausgleichen, indem wir uns in anderen Märkten stärker engagiert haben und dort Zuwächse erzielten.
Seit dem 1. Januar 2025 haben wir außerdem einen neuen Vertriebspartner in den USA, von dem wir uns eine gute Marktdurchdringung erwarten – denn wir sehen dort ein großes Potential für unsere Premiumprodukte. Auf dem richtigen Weg sehen wir uns auch bei der Produktentwicklung. Unser neues Design Heritage Green ist bislang auf viel positives Feedback gestoßen. Im April kommt dann noch ein weiteres neues Design.
tischgespraech.de: Wie verteilt sich denn der Umsatz bei Fürstenberg?
Florian Marquardt: Wir erzielen unseren Umsatz zu 60 % im Inland und 40 % im Ausland.
tischgespraech.de: Ich bin mittlerweile seit mehr als 30 Jahren in der Branche und verfolge Fürstenberg mit großem Interesse. Vor allem die Entwicklung des Sortiments hin zu einem sehr modernen, sehr zeitgemäßen Auftritt. Aber, und die Frage sei gestattet: Warum Manufaktur? Was unterscheidet so ein handgefertigtes Porzellan von einem, das aus der Maschine kommt?
Florian Marquardt: Bei Fürstenberg ist es uns ein Anliegen, Tischkultur weiter zu denken und gleichzeitig authentisches und funktionales Porzellan zu produzieren, das immer den Zeitgeist seiner Entstehung spiegelt. Unsere neuen Formen sollen modern und zeitlos sein, aber nicht modisch, denn wir bedienen keine schnelllebigen Trends. Wir bewegen uns immer im klassischen Bereich – unser Ziel ist es, mit jeder Kollektion mindestens zehn Jahre erfolgreich zu sein.
Es kann auch passieren, dass eine Form 200 Jahre lang im Sortiment bleibt. Dafür legen wir sehr viel Wert auf fein ausgearbeitete Details – die nur dank unseres großen Know-hows und viel Handarbeit in der Produktion umsetzbar sind. So ist Porzellan aus unserer Manufaktur oftmals extrem dünn, so dass es transluzent ist. Auch an vielen anderen Details erkennt man die erfahrene Handarbeit – an der Doppelwandigkeit wie bei dem Datum To-Go Thermobecher oder wie ein Tassenhenkel geformt und angesetzt ist. Den Unterschied erlebt man, wenn man unser Porzellan in der Hand hat. Das ist immer das beste Verkaufsargument: das Gefühl, eine so leichte Tasse in der Hand zu halten – das macht den Unterschied.
tischgespraech.de: Sie haben mir anhand von Datum, einem Porzellan, das mit Foster + Partners entstanden ist, einige Details erklärt, die ich sehr überzeugend fand. Sie haben mir auch erklärt, dass es eine große Herausforderung war, diesen cleanen Entwurf genau so umzusetzen. Wollen Sie das bitte noch einmal zusammenfassen? Und geht so ein Entwurf nur in einer Manufaktur?
Florian Marquardt: Datum bezeichnet in der Architektur ein Bezugspunkt, also ein fester Punkt, der für die Berechnung der Geometrie einer Konstruktion verwendet wird. Unsere Porzellanserie Datum wird durch gemeinsame Abmessungen und Details definiert. Die Herausforderung für die zylindrische Form liegt in der Dünnwandigkeit in Kombination mit der Höhe und in vielen funktionalen Anforderungen wie der Stapelbarkeit und millimeterfein ausgearbeiteten Details.
Für unsere Formenbauer war Datum eine der größten Herausforderungen. Wir haben gemeinsam zwei Jahre an der Form gearbeitet. Die erste Idee dazu war schnell gefunden, aber das alles so umzusetzen, wie es heute aussieht, war sehr anspruchsvoll. Die Form ist extrem schwierig beim Brand, denn Porzellan schwindet und verzieht sich. Da braucht es ein großes Können und viel Erfahrung. Bestes Beispiel ist die French Press Kaffeekanne: Der Stempel lässt sich passgenau durch die Porzellankanne nach unten drücken – da gibt es keinen Millimeter Abweichung. Darauf sind wir bei Datum sehr stolz.
Die vielen kleinen Besonderheiten der Form sollen im Verkauf gut erklärt werden, wir schulen das Verkaufspersonal entsprechend. Die Zusammenarbeit mit Foster + Partners war für uns etwas Besonderes, auch weil der Name des Architektur- und Designbüros vielen Menschen ein Begriff ist. Wir werden diese Kooperation auf jeden Fall fortsetzen.
tischgespraech.de: Stichwort Brand, wie geht es Fürstenberg mit den hohen Kosten für Energie?
Florian Marquardt: Wir sind vom Gas abhängig, mit dem unsere Brennöfen betrieben werden. Wir kaufen im Vorfeld zu festen Preisen. Wir haben zwar gut eingekauft, merken aber natürlich die Preiserhöhungen. Darum mussten auch wir unsere Preise erhöhen. Wir versuchen natürlich an anderen Stellen einzusparen, indem wir stetig versuchen, z.B. den Strom- und Wasserverbrauch weiter zu senken.
tischgespraech.de: Fürstenberg hat ja auch eine Kooperation mit Sieger Design. Wollen Sie mir bitte dazu etwas sagen? Wie ist diese entstanden und gibt es weitere?
Florian Marquardt: Dieses Jahr feiern wir das 20jährige Jubiläum der gemeinsamen Marke Sieger by Fürstenberg. Unsere Markenkooperation begann im September 2005. Damals wollten die Brüder Christian und Michael Sieger neben Projekten für Agenturkunden auch eigene Kollektionen in Manufakturqualität entwickeln, die es so noch nicht gab. Dabei entschieden sie sich auch Tisch- und Tafelkultur. Den geeigneten Kooperationspartner fanden sie bei uns in Fürstenberg.
Vor 20 Jahren starteten wir mit einem Porzellan, das es heute noch gibt: der Form My China!. Dazu kamen die Sip of Gold Champagnerbecher mit immer wieder neuen Dekoren. Die vielfältigen Becher sind mittlerweile ein Bestseller. Die sehr dünnwandigen Porzellanbecher kann man nur in Handarbeit umsetzen – hier sind wir Experten. Wir freuen uns sehr über die langjährige erfolgreiche Kooperation.
tischgespraech.de: Fürstenberg ist mit seinen Porzellanen auch in der Premium-Gastronomie unterwegs. Wie wichtig sind solche Auftritte, vor allem auch für das Image des Unternehmens?
Florian Marquardt: Mit dem Anspruch an höchste Qualität jedes einzelnen Porzellans aus unserer Manufaktur, bieten wir alle Kollektionen auch für die gehobene Hotellerie und Gastronomie an. Bei unserem Porzellan gibt es keinen Unterschied, ob wir es für die gehobene Gastronomie oder für Privatkunden produzieren. Hospitality war schon immer auch ein Steckenpferd von uns. Wir haben vor einigen Jahren mit Tim Raue und anderen Köchen die Gourmetserie Blanc für die Sterne Gastronomie entwickelt. Auch wenn das ein Nischenmarkt für uns ist, hat dieser eine enorme Strahlkraft und wir haben einen hohen Stellenwert in diesem Segment. So hat sich zum Beispiel Lalique entschieden, bei der Ausstattung seiner Hotels und Restaurants mit uns zu arbeiten – und nicht mit einem Porzellanhersteller aus Frankreich. Das macht uns sehr stolz. Und ja, das ist gut fürs Image.
tischgespraech.de: Abschließend noch ein paar Fragen zu Facts: Wo sind die Hauptmärkte von Fürstenberg? Wie entwickelt sich der Umsatz? Was haben Sie von Vertriebsseite noch vor? Und was dürfen wir 2025 von Fürstenberg erwarten?
Florian Marquardt: Unsere Hauptmärkte sind die DACH-Region, gefolgt von Italien, Großbritannien und der Türkei. Mit unserem neuen Vertriebspartner wollen wir in den USA Fuß fassen. Andere Länder bedienen wir meist nur projektbezogen. Wir sind nur ein kleines Team, wenn wir andere globale Märkte erschließen wollen, dann benötigen wir dafür einen Partner.
Die Verteilung des Umsatzes ist 60 % Inland, 40 % Ausland. Wir machen 6,5 Millionen Euro Umsatz mit ca. 80 Mitarbeitenden und sind gerade dabei, uns weiter zu verstärken. Auch um rechtzeitig auf Fluktuationen, wie zum Beispiel durch Mitarbeitende, die in den Ruhestand gehen, zu reagieren. Unsere Strategie ist auf weiteres Wachstum gerichtet, und da geht es in erster Linie um ein Wachstum im Ausland. Ein Weg, um das zu erreichen, sind neue Produkte und da sind wir in diesem Jahr sehr aktiv. Sie dürfen sich auf unsere News zur Salone del Mobile im April in Mailand freuen.
tischgespraech.de: Herr Marquardt, vielen Dank für das Gespräch!
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