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AutorenbildChristine Dicker

Handgefertigte Glasobjekte vom dänischen Label Akua Objects

- KONZEPTE -

Von Claudia Simone Hoff

 

Dass dänisches Design nicht immer formal reduziert sein muss, zeigt eine neue Homeware-Marke aus Kopenhagen. Akua Objects entwirft opulente Glasobjekte, die im venezianischen Murano und in Böhmen handgefertigt werden – darunter Kronleuchter, Vasen, Bonbonnieren und Trinkgläser. Über die Herausforderungen, in schwierigen Zeiten ein neues Label zu lancieren, erzählen die zwei Gründerinnen bei einem Gespräch in Kopenhagen.


Denkt man an dänisches Design, dann kommen einem unwillkürlich gedeckte Töne in den Sinn, Materialien wie Holz und Keramik sowie zurückhaltende Dessins. Doch dass es in Dänemark auch opulent, fantasievoll und handgefertigt geht, war im Juni in Kopenhagen zu entdecken. Dort stellte das Glaslabel Akua Objects seine fragilen und manchmal spielerischen Stücke in der Designgalerie The Apartment aus.


Nerv der Zeit


Dass Josefine Arthur und Annika Zobel Agerled mit Akua Objects ein High-End-Glaslabel gegründet haben, trifft den Nerv der Zeit. Auf handwerklich hohem Niveau gefertigte Glasobjekte sind wieder en vogue, auch wenn sie wegen der aufwendigen Herstellung und dementsprechend hoher Verkaufspreise einen Nischenmarkt bedienen. Das zeigen erfolgreiche junge Labels wie Dechem Studio, Analog Glass und Studio Milena Kling. Aber auch alteingesessene Glashersteller wie Kosta Boda und Iittala, die sich gerade neu aufstellen und ihre Glaskollektionen überarbeiten.


Wir möchten die Menschen am (Ess-)Tisch zusammen bringen und Erinnerungen kreieren“, beschreibt Arthur die Idee von Akua Objekts. „Wir wollen nicht einfach nur ein Produkt verkaufen.“ Entworfen von Annika Zobel Agerled, die schon als Jugendliche ihre Affinität zum Handwerk des Glasblasens entdeckte, werden sämtliche Objekte auf der venezianischen Insel Murano und im tschechischen Böhmen hergestellt.


3 Days of Design in Kopenhagen

Die Galerie The Apartment von Tina Seidenfaden Busck befindet sich in einem charmanten Haus aus dem 18. Jahrhundert im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn. Sie ist eingerichtet wie eine Wohnung: mit antiken Möbeln, afrikanischen Wandbehängen und geflochtenen Körben – alles Dinge, die man dort auch kaufen kann. Während des Designevents 3 Days of Design waren die dekorativen Glasobjekte von Akua Objects überall platziert: auf Kommoden, Fensterbänken und dem großen Esstisch. Auch ein gemeinsamer Entwurf mit The Apartment wurde vorgestellt: ein mundgeblasener Krug, der zur Trinkglasserie Augusta passt. „Die Kollektion ist inspiriert von der fantastischen und mysteriösen Welt des Zirkus‘“, sagt Annika Zobel Agerled, Kreativdirektorin von Akua Objects. Und meint damit die lebendige Farbpalette und die unregelmäßig gestreiften Muster, die an Zirkuszelte erinnern sollen.


Aufbruch Glas


„Wir sind schon lange befreundet“, erzählt Josefine Arthur bei einem Treffen in der Designgalerie. Während sie zuvor Gründerin und Managing Director zweier Kommunikationsagenturen war, arbeitete Annika Zobel Agerled als Fashion Director für das Costume Magazine und als freie Stylistin. Die Unternehmerinnen bewegten sich also bereits in einem ähnlichen kreativen Umfeld und waren gut vernetzt – ein entscheidender Vorteil bei der Gründung ihres Brands, gerade in Bezug auf Marketing und Vertrieb. Und sie waren mutig genug, ihre alten Jobs zu verlassen und sich auf eine Reise ins Ungewisse zu begeben – ohne einen finanzstarken Investor im Hintergrund.

Während Zobel Agerled für den kreativen Part zuständig ist, kümmert sich Arthur um das Geschäftliche, wobei sich beide tief in die (Glas-)Materie eingearbeitet haben. Rund zwei Jahre nach der Gründung ist das Sortiment von Akua Objects breit gefächert und umfasst Objekte für den gedeckten Tisch wie Karaffen, Trinkgläser und Schalen sowie Kronleuchter, Vasen und Bonbonnieren. Es habe ein ganzes Jahr gedauert, bis die ersten Stücke gelauncht werden konnten, erzählt Arthur. Auch weil es mit Energiekrise und hoher Inflation nicht gerade die günstigste Zeit war, um Trinkgläser für 150 Euro pro Stück auf den Markt zu bringen. Glücklicherweise gäbe es bei handgefertigten Objekten wie denen von Akua Objects keine Mindestabnahmezahl, was die Planung vereinfacht hätte, so Arthur.


Concept Stores im Fokus

Inzwischen sind die Produkte von Akua Objects in 35 Geschäften in Dänemark, Frankreich, Kanada, USA und Südkorea vertreten, darunter vorwiegend kuratierte Concept Stores wie The Apartment, The Primary Essential, The Oblist und Pans Dance – die allesamt den Qualitätsansprüchen und Markenwerten des Unternehmens entsprechen. „In Bezug auf die Ästhetik legen wir Wert auf Verkaufsorte, die Raffinesse und Kreativität widerspiegeln“, sagt Arthur. „Das Erscheinungsbild und die Atmosphäre des Ladens spielen eine wichtige Rolle bei der Präsentation und Wahrnehmung unserer Produkte, weshalb wir nach Räumen suchen, die unsere Markenidentität verkörpern.“ In Deutschland ist Akua Objects bisher noch nicht in einem Geschäft präsent.


Die Poetik des Handgemachten

Die Entwürfe von Akua Objects wirken zuweilen poetisch, wenn beispielsweise über die Oberfläche der mundgeblasenen Bonbonniere Karl Circus handgemalte Löwen, Herzen und Leoparden wabern. Auch hinterlassen die traditionellen Handwerkstechniken kleine Spuren wie Einschlüsse und Unregelmäßigkeiten, die jedes Stück einzigartig machen. Jede Kollektion von Akua Objects ist übrigens nach einer bestimmten Person benannt – so ist Karl der Ehemann von Annika Zobel Agerled, während der Briefbeschwerer Marianne nach ihrer Großmutter heißt. Dass die beiden Gründerinnen sich nicht von ihrem Weg haben abbringen lassen, scheint sich jedenfalls auszuzahlen. Man hätte ihnen zu Beginn geraten, die Glasobjekte in China produzieren zu lassen, erzählt Arthur. Nicht auszudenken, was dann aus Augusta, Marianne und Karl geworden wäre.

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