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Balbachdamast: Ein weltweiter Qualitätsführer aus Hessen

  • Autorenbild: Christine Dicker
    Christine Dicker
  • vor 12 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit

- HINTERGRUND -

Lukas Balbach, Geschäftsführer von Balbachdamast.
Lukas Balbach, Geschäftsführer von Balbachdamast.

Jeder kennt sie – die Messerklingen aus Damaststahl, die so dekorative Muster tragen. Aber wie kommen die Muster auf die Klingen? Und was macht diese Messer so außergewöhnlich? Lukas Balbach, Geschäftsführer von Balbachdamast, hat mir das und anderes mehr bei einem Besuch in Laubuseschbach erklärt. Und mich durch seine Schmiede geführt.


Unter Kennern sind Messer aus Balbachdamast legendär. Das 1991 von Lukas Vater Markus Balbach gegründete Unternehmen ist in Europa Marktführer im Bereich Damaststahl – denn genau um solchen handelt es sich bei dem Stahl mit den dekorativen Mustern. Hinter dem aber noch viel mehr steckt, als nur ein schönes Dekor. Damaststahl besteht aus mehreren Lagen verschiedener Stahlsorten. „Wir schichten massive Stahlbleche übereinander auf eine bestimmte Lagenzahl. Blickt man von oben auf die Klinge, so sieht man die einzelnen Lagen,“ erklärt mir Lukas Balbach, der, trotzdem er gerade am Vortag von einer Messe zurückgekommen ist, und eigentlich gar keine Zeit hat, mir doch alles in Ruhe erklärt. Zwischen 80 und 135 Lagen kommen da zusammen. Diese Schichten werden dann vollflächig miteinander verbunden.



Bei Balbachdamast passiert das zum einen am Unternehmensstandort in Laubuseschbach in der Manufaktur, also in der Schmiede, mit Hammer und Hitze. Hier werden Sonderanfertigungen und Kleinserien von Hand geschmiedet. Zum anderen bereitet Balbachdamast im eigenen Haus in einer Roboter-Anlage den Stahl für die Weiterverarbeitung in industriellen Stahlwerken vor. Mit dieser Anlage können bis zu zwei Tonnen Stückgewicht vorbereitet werden, das heißt, die Bleche, die in einer bestimmten Reihenfolge aufeinandergestapelt wurden, werden mittels einer Verschweißung so in Position gehalten, dass sie dann in einem Stahlwerk vollflächig miteinander verbunden werden können. „Hier in Laubuseschbach können wir zwei Tonnen Stückgewicht nicht erwärmen und verformen,“ erklärt Lukas Balbach.


In der Manufaktur entstehen Sonderanfertigungen mit Hammer, Hitze, Schublehre und natürlich handwerklichem Geschick.
In der Manufaktur entstehen Sonderanfertigungen mit Hammer, Hitze, Schublehre und natürlich handwerklichem Geschick.

„Wir verstehen uns als Qualitätsführer weltweit und daher verwenden wir die besten Ausgangsstähle.“ Welche das sind und wie diese aufeinandergestapelt werden, das ist das Firmengeheimnis von Balbachdamast. Und ja, so der Junior-Chef weiter, klar könne man einen Damaststahl auch aus minderwertigem Stahl herstellen, aber das Ergebnis sei dann eben dementsprechend. Darum arbeitet Balbachdamast europaweit mit verschiedenen Stahlwerken zusammen, um so die besten Ausgangsstähle einzukaufen aus denen dann der berühmte Balbachdamaststahl entsteht. Den gibt es in verschiedenen Ausführungen, rostfrei oder nicht rostfrei zum Bespiel.


„Schon beim Einkauf für die Fertigung von rostfreiem Damaststahl achten wir darauf, dass wir nur Stähle kaufen, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind,“ so Balbach weiter. So gibt es eine EU-Regelung, die dies für Messer und Schneidwaren vorschreibt. „Wir haben uns auferlegt, dass wir diese Verordnung erfüllen. Das ist unser USP.“ Unter anderem geht es da um den Nickelgehalt im Stahl, der hochallergen ist. „In unserem Material ist gar kein Nickel enthalten,“ fasst Lukas Balbach zusammen.


Rechts im Bild sind die einzelnen Lagen noch gut zu erkennen.
Rechts im Bild sind die einzelnen Lagen noch gut zu erkennen.

Balbachdamast liefert seinen Stahl unter anderem an Unternehmen aus der Messer- und Schneidwarenindustrie zur Weiterverarbeitung – so fing das Unternehmen damals an, das ist auch heute noch die Kernkompetenz. Es entstehen aber auch in der hauseigenen Schmiede Unikate und Kleinserien im Kundenauftrag. Diese Schmiede ist einen Besuch wert: Geschmiedet wird unter Zuhilfenahme von traditionellen Kohleschmiedefeuern und Gasöfen am Amboss oder einem der fünf Freiform-Schmiedehämmern. Nur mit Hammer, Hitze und Messschieber fertigen die Balbachdamast-Mitarbeiter Freihand Unikate und anderes mehr.


Das "Rauchen verboten Schild" ist ironisch gemeint. Im Vordergrund die Werkzeuge, mit denen der heiße Stahl gehalten wird.
Das "Rauchen verboten Schild" ist ironisch gemeint. Im Vordergrund die Werkzeuge, mit denen der heiße Stahl gehalten wird.

Lukas Balbach erklärt weiterhin, dass man einen Damaststahl auch aus Stahlpulver herstellen könne – bei diesem wechsle sich eine Lage hellem mit einer Lage dunklem Pulver ab, diese werden dann bei ca. 800 Grad Celsius gesintert und gehen so miteinander eine Verbindung ein. So ein Pulver-Stahl sei aber nie so fest verbunden wie einer aus soliden Blechen.

Wie aber kommt nun das Muster auf den Stahl? Dafür läuft der gewalzte Stahl durch eine Presse, die auf beiden Seiten einen Prägestempel hat – voila. So, jetzt weiß ich schon ein wenig mehr. Wie der Stahl entsteht, wie er zu seinem Muster kommt. Jetzt sprechen wir aber noch über die Qualität, die ja der Grund ist, warum Balbachdamast zu den zehn besten Herstellern von Damaststahl weltweit zählt.


Damaststahl von Balbachdamast hat an jeder Stelle die gleiche Härte, die gleiche Qualität. Das macht ihn aus. „Unsere Klingen stehen für Qualität,“ so Lukas Balbach. „Wer unseren Stahl verwendet, der darf das auch kommunizieren. Wer also ein Messer kauft, sollte immer nach der Qualität des Stahls fragen, das ist nie verkehrt. Wer guten Stahl verwendet, der spielt auch mit offenen Karten.“ Und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen, was alles so am Markt kursiert. So habe ein Discounter zum Beispiel vor einiger Zeit eine Messerserie mit der Bezeichnung 59 HRC beworben. Dazu muss man wissen, dass HRC für Härte nach Rockwell steht und Auskunft gibt, wie hart der verwendete Stahl ist. 59 HRC ist ein guter Wert, der bereits für Qualität steht. Besagte Discounter-Messer waren aber nicht aus hartem Stahl, wie die Bezeichnung 59 HRC suggerierte, man hatte ihnen einfach diesen Produktnamen gegeben. Eine bewusste Verbrauchertäuschung also. Vorsicht sei laut Lukas Balbach auch bei der Bezeichnung VG 10 geboten. Bei solchem Material handle es sich um eine Damastfolie, die auf beide Seiten eines ganz normalen Messerstahl aufgebracht werde. So habe man zwar die Optik eines Messers aus Damaststahls, aber nicht dessen Qualität und Härte.



Worauf muss ich denn nun als Kunde achten, wenn ich ein Messer kaufe? Frage ich Lukas Balbach. „Für einen Laien ist das sehr schwer, man muss sich wirklich auf die Herstellerangaben verlassen.“ So ist ja nicht nur die Härte des verwendeten Stahls entscheidend, auch die Optik wie das Dekor der Klinge, die Verarbeitung des Griffs und wie das Messer in der Hand liegt sind wichtige Aspekte. Ganz klar, dass Lukas Balbach sofort an der Klinge eines Messers erkennt, ob der Stahl dafür aus seiner Schmiede kam. So zum Beispiel an den verschiedenen Lagen, aber auch am Muster wie auch am Hell-Dunkel-Kontrast: Jede geprägte Klinge wird mit Säure behandelt, auf die die verwendeten Stähle unterschiedlich reagieren, der eine erscheint heller, der andere dunkler. So entstehen auch die Erhebungen und Vertiefungen, die auch einen praktischen Nutzen haben: Schnittgut löst sich von solchen Klingen leichter als von denen mit einer glatten Oberfläche.


Beispiele für Titan-Damast - dieser Stahl wird für Schmuck und andere Ziergegenstände verwendet.
Beispiele für Titan-Damast - dieser Stahl wird für Schmuck und andere Ziergegenstände verwendet.

Auch zum Griff hat Lukas Balbach einiges zu erzählen: Holzgriffe werden häufig stabilisiert, das heißt die Poren des Holzes werden durch ein Harz verschlossen. Das hat den Vorteil, dass das Holz nicht mehr arbeitet und der Griff Wasser abweist. Diese Behandlung wertet den Griff auf. Und wie viel Rockwell sollte so ein Küchenmesser nun haben, frage ich Lukas Balbach? „Wir erreichen einen Wert von bis zu 61 HRC, was sehr hart ist. Dann ist das Messer noch biegsam, bricht aber nicht. Für so ein Ergebnis muss man schon sehr hochwertige Stähle verwenden, wie eben Balbachdamaststahl.“ So ein Wert reiche laut Balbach für ein Küchenmesser aus.



Wie bereits erwähnt fertigt Balbachdamast Damaststahl für die Messer- und Schneidwarenindustrie. Darüber hinaus umfasst das Angebot aber auch Damast aus anderen Verbindungen, so zum Beispiel aus zwei Sorten Titan. Dessen Muster entstehen nicht durch Prägungen, sondern durch Erwärmung – die einzelnen Lagen reagieren farblich unterschiedlich auf diesen Prozess. So ein Titan-Damast eignet sich nicht für Klingen, er wird für Schmuck und andere Ziergegenstände verwendet. Eine weitere Verbindung besteht aus zwei Titansorten und dem Werkstoff Zirkonium, auch solche Materialien werden für Schmuck und dekorative Elemente verwendet, wie auch ein Damast aus Messing, Kupfer und Bronze. Und dann fertigt das Unternehmen auch noch seltenen Damaststahl wie zum Beispiel den Leodamast, den Eurofighterdamast oder den Meteoritendamast. Es gibt noch viel zu erzählen.


Nur noch zum Abschluss: Balbachdamast geht es gut, Umsatzzahlen nennt Lukas Balbach keine. „Wir bewegen uns in einem absoluten Nischenmarkt. Stolz sind wir als kleines Unternehmen darauf, dass wir 2021 den hessischen Exportpreis gewonnen haben. Unsere Exportrate liegt bei über 90 %, wir liefern nach Asien, in die USA und europäische Nachbarländer.“ Glückwunsch, und danke für diesen tollen Besuch, Lukas Balbach.






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