top of page
tischgespraech_logo - black.png
instagram-logo (1).png
instagram.png
facebook-logo Kopie.png
facebook.png
linkedin-logo.png
linkedin.png

Viola Wüsthof: Wir haben eine Kurskorrektur vorgenommen

  • Autorenbild: Christine Dicker
    Christine Dicker
  • vor 6 Tagen
  • 7 Min. Lesezeit

- HINTERGRUND -

Es ist viel passiert bei Wüsthof in den vergangenen Jahren - Viola Wüsthof, geschäftsführende Gesellschafterin, hat tischgespraech.de erzählt, warum ein Kurswechsel nötig war und wie das Solinger Unternehmen heute da steht.

Viola Wüsthof, geschäftsführende Gesellschafterin von Wüsthof.
Viola Wüsthof, geschäftsführende Gesellschafterin von Wüsthof.

tischgespraech.de: In diesem Jahr war Wüsthof erstmals wieder auf der Ambiente, und das mit gleich drei Neuheiten. Wie war denn das Feedback vom Handel? Waren Sie mit der Messe zufrieden?

Viola Wüsthof: Ja, nach fünf Jahren waren wir wieder dabei – mit einem neuen Messestand und spannenden Neuheiten. Wir sind sehr zufrieden, denn das Interesse der Besucher war groß und an unserem Stand herrschte durchgehend reger Betrieb. Neben zahlreichen Bestandskunden durften wir auch vielversprechende neue Kontakte knüpfen. Besonders erfreulich war das positive Feedback zu unserer Rückkehr – viele Besucher äußerten ihre Wertschätzung, uns wieder auf der Messe zu sehen. Umso mehr freut es uns, dass unser neues Standkonzept so gut angenommen wurde: Die Verbindung von Tradition, Moderne und einer einladenden Atmosphäre hat großen Anklang gefunden. Unsere Präsentation stieß auf breite Aufmerksamkeit und die Besucher fühlten sich bei uns sichtlich wohl.


tischgespraech.de: In den vergangenen Jahren gab es einige weniger gute Nachrichten über Wüsthof. Wechsel in der Geschäftsleitung, im Sommer 2023 mussten Sie Kurzarbeit anmelden. Wie geht es dem Unternehmen heute? Wie sind Sie heute aufgestellt?

Viola Wüsthof: Wie viele Unternehmen in unserer Branche konnten wir während der Corona-Zeit deutliche Umsatzzuwächse verzeichnen. In den beiden darauffolgenden Jahren waren wir jedoch mit spürbaren Rückgängen konfrontiert. Diese Entwicklung machte eine Restrukturierung erforderlich, die leider auch Kurzarbeit notwendig machte.


2025 war Wüsthof wieder auf der Ambiente vertreten - das neue, offene Standkonzept fand großen Anklang.
2025 war Wüsthof wieder auf der Ambiente vertreten - das neue, offene Standkonzept fand großen Anklang.

Während der Pandemie haben wir unsere Online-Strategie konsequent vorangetrieben – ein in dieser Phase sinnvoller und notwendiger Schritt. In den vergangenen Monaten haben wir diesen Kurs mit etwas Abstand neu bewertet. Der damalige Fokus auf einen „Digital First“-Ansatz war in der damaligen Situation nachvollziehbar. Heute wissen wir, dass eine einseitige Ausrichtung auf den Online-Kanal und die damalige Preisgestaltung für den Fachhandel nicht optimal waren. Deshalb haben wir die strategische Ausrichtung angepasst. Unsere Rückkehr zur Messe ist ebenso Teil dieser Neuausrichtung wie unser klares Bekenntnis zur Kundenorientierung. Wir richten unser Handeln konsequent an den Bedürfnissen unserer Kunden aus – „Customer Centricity“ ist dabei ein zentrales Leitprinzip.


Ein weiteres wichtiges Thema ist die Struktur unserer Geschäftsführung. In den vergangenen Jahren wurde Wüsthof von externen Geschäftsführern in alleiniger Verantwortung geleitet. Ich habe jedoch erkannt, dass eine breitere Führungsstruktur langfristig sinnvoller ist. Deshalb habe ich mich bewusst für eine dreiköpfige Geschäftsleitung – unsere sogenannte „C-Suite“ – entschieden.


Dazu gehören Michael vom Brocke als Chief Sales Officer (CSO), Dr. Klaus Willmann als Chief Operating Officer (COO) sowie ein Chief Financial Officer (CFO), der seine Position zum 1. Juni 2025 antreten wird. Mit dieser Struktur möchten wir die vielfältigen Kompetenzen der jeweiligen Verantwortlichen gezielt im Unternehmen verankern. Ziel ist es, unsere internationale Wachstumsstrategie konsequent weiterzuverfolgen.


Als geschäftsführende Gesellschafterin begleite ich meine Kollegen in der Geschäftsführung weiterhin aktiv im Tagesgeschäft. Darüber hinaus besteht der Gesellschafterkreis aus insgesamt vier Familienmitgliedern, einschließlich meiner Person.


In Frankfurt wurde auch die Serie Performer gezeigt. Eine Messerserie für eine jüngere, moderne Zielgruppe.
In Frankfurt wurde auch die Serie Performer gezeigt. Eine Messerserie für eine jüngere, moderne Zielgruppe.

tischgespraech.de: Hat Sie der Kurs „digital first“ viele Kunden gekostet?

Viola Wüsthof: Ja, die starke Fokussierung auf die Digitalstrategie hat bei einigen unserer Kunden Unmut ausgelöst. Das lag jedoch nicht allein an der digitalen Ausrichtung. Parallel dazu hatten wir unser Preis- und Konditionenmodell angepasst – ein Schritt, der zu spürbarer Unzufriedenheit führte und rückblickend nicht im Sinne einer kundenzentrierten Ausrichtung war. Diese Maßnahmen haben weder uns noch unseren Partnern geholfen.


Entscheidend ist: Wir haben die Situation reflektiert, unsere Lehren daraus gezogen und eine Kurskorrektur vorgenommen. Der Fachhandel ist und bleibt für uns ein zentraler Partner. Der „Digital First“-Ansatz war nicht die passende Strategie für Wüsthof – auch wenn die getätigten Investitionen in den Online-Vertrieb weiterhin Bestand haben und ein wichtiger Teil unserer Omni-Channel-Ausrichtung sind. Heute setzen wir auf einen ausgewogenen Vertrieb über alle Kanäle hinweg. Es geht darum, dort präsent zu sein, wo unsere Kundinnen und Kunden uns erwarten – sowohl online als auch im stationären Handel.


Gerade dem stationären Handel kommt dabei eine besondere Rolle zu. Dort können Konsumenten unsere Produkte direkt erleben und sich beraten lassen – ein Erlebnis, das unsere Marke spürbar macht. Der Fachhandel ist für uns ein verlässlicher und starker Partner. Um diese Partnerschaft weiter zu stärken, haben wir unser Außendienst-Team in der DACH-Region sowie in Frankreich gezielt ausgebaut. Die individuelle Betreuung unserer Fachhandelspartner möchten wir kontinuierlich verbessern. Das positive Feedback, das wir erhalten, bestätigt uns in dieser Richtung – insbesondere von langjährigen Partnern, die sagen: „Es ist gut, dass ihr euch neu ausrichtet – das entspricht wieder dem, was wir von Wüsthof kennen.“


Wir wissen um unsere hohe Glaubwürdigkeit im Handel – und genau deshalb können wir offen sagen: Es ist nicht alles richtig gelaufen. Aber heute stehen wir wieder fest auf dem Fundament unserer Unternehmenswerte – Respekt, Authentizität, Mut und Leidenschaft.


Das Classic Brotmesser von Wüsthof ist gleichzeitig auch das "Messer des Jahres 2025". Damit startet das Solinger Unternehmen eine Initiative, dem jährlich weitere Messer folgen sollen.
Das Classic Brotmesser von Wüsthof ist gleichzeitig auch das "Messer des Jahres 2025". Damit startet das Solinger Unternehmen eine Initiative, dem jährlich weitere Messer folgen sollen.

Für mich persönlich waren die letzten beiden Jahre eine intensive Lernkurve. Die rückläufigen Umsätze bei gleichzeitig hohen Lagerbeständen machten eine tiefgreifende Restrukturierung notwendig. Ich habe diese Aufgabe zur Chefsache erklärt – mit dem Ziel, das Unternehmen auf ein gesundes Fundament zu stellen und auf einen realistischen, nachhaltigen Kurs zu bringen. Entscheidend war, eine Balance zwischen den verschiedenen Vertriebskanälen herzustellen. Online bleibt wichtig – aber im Zentrum steht die Kundenzufriedenheit. Wo möchte der Kunde kaufen? Im Fachgeschäft, um das Produkt in die Hand zu nehmen, oder bequem vom Sofa zuhause? Unsere Aufgabe ist es, auf allen Touchpoints ein konsistentes Markenerlebnis zu schaffen – und den Kunden in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.


tischgespraech.de: Sie haben vorhin Ihre Unternehmenswerte erwähnt. Bitte sagen Sie mir dazu noch etwas.

Viola Wüsthof: Natürlich wollen wir als Unternehmen modern und zukunftsorientiert agieren. Gleichzeitig ist es uns wichtig, dabei ein gesundes Maß an Bodenständigkeit zu bewahren – mit einer klaren, nachvollziehbaren und tragfähigen Strategie. Für mich ist es essenziell, dass auch die Führungskräfte, die mich in der Geschäftsleitung unterstützen, diese Haltung teilen. Nur so können wir gemeinsam unsere Mitarbeitenden und Kunden mitnehmen, Vertrauen schaffen und glaubwürdig bleiben.


Gerade das zeichnet ein familiengeführtes Unternehmen wie Wüsthof aus: Wir denken langfristig, übernehmen Verantwortung und stehen zu unseren Entscheidungen – auch dann, wenn sie sich im Rückblick als nicht optimal erweisen. Wichtig ist, dass wir aus solchen Erfahrungen lernen und konsequent nachjustieren.


Junior ist eine Messerserie für die Kleinsten.
Junior ist eine Messerserie für die Kleinsten.

Unsere langfristige Ausrichtung haben wir im Rahmen unseres „Projekt 8“ definiert. Darauf aufbauend haben wir unsere Mittelfriststrategie 2030 entwickelt. Sie basiert auf unserer Go-to-Market-Strategie und legt die zentralen Meilensteine für die kommenden Jahre fest.


Ttischgespraeche.de: Wie sieht diese Strategie aus?

Viola Wüsthof: Im Mittelpunkt steht die konsequente Kundenzentrierung – gemeinsam mit der Fokussierung auf unsere internationalen Kernmärkte und der gezielten Entwicklung neuer Produkte. Gerade unsere aktuellen Produktneuheiten haben auf der Ambiente ein durchweg positives Feedback erhalten, was uns in unserem Kurs bestärkt. Ein weiteres zentrales Ziel ist es, das bestehende Preisniveau zu stabilisieren. Diese Maßnahmen sind Teil eines klar definierten Maßnahmenpakets, das wir in den vergangenen Monaten verabschiedet haben.


tischgespraceh.de: Jetzt würde ich gerne noch über die Produkte sprechen. Welche sind denn besonders gut angekommen?

Viola Wüsthof: Unsere Performer-Kampagne hat auf der Ambiente die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen – nicht zuletzt durch die großformatigen Bildmotive, die echte Hingucker waren. Gefühlt hat fast jeder, der an unserem Stand vorbeikam, ein Foto davon gemacht. Die Kampagne spielt mit einem Augenzwinkern und bringt das Produkt auf starke, emotionale Weise in den Vordergrund.


Tatsächlich handelt es sich bei Performer um einen Relaunch: Die Serie ist bereits seit einiger Zeit im Markt, wurde aber kurz vor Beginn der Pandemie eingeführt – wodurch sie leider kaum Sichtbarkeit im stationären Handel erhielt. In diesem Jahr haben wir die Serie um zwei neue Klingenformen erweitert. Aufgrund ihrer innovativen Beschichtung und der einzigartigen Features waren wir überzeugt: Diese Produkte verdienen eine zweite Chance.


Wild Blueberry ist eine Messerserie von Wüsthof steht für Individualität.
Wild Blueberry ist eine Messerserie von Wüsthof steht für Individualität.

Performer polarisiert. Die Serie spricht eine jüngere, trend- und leistungsaffine Zielgruppe an. Während der junge hippe Koch sie begeistert nutzt, bevorzugt eine Familienmutter vielleicht eher unser Junior-Messer. Genau diese Vielfalt ist unser Anspruch: Wir wollen auf der gesamten Klaviatur spielen – dynamisch, individuell, emotional.


Performer steht für Dynamik. Classic Colour für Individualität – mit einer Farbvielfalt, bei der jeder seine Lieblingsfarbe findet. Und unsere Kinderserie Junior verkörpert das Verspielte, Familiennahe. Besonders berührend ist für mich persönlich unser Vorstellungsvideo zur Junior-Serie: Darin sind mein Sohn und die Kinder meines Bruders zu sehen – ein starkes Symbol für die nächste Generation von Wüsthof. Dieses familiäre Element macht uns unverwechselbar – und genau das kann uns niemand nachmachen.


tischgespraech.de: Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Monate gesetzt? Was dürfen wir von Wüsthof erwarten?

Viola Wüsthof: Summa summarum kann man sagen, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Mit großem Engagement und klarer Zielsetzung haben wir viele Weichen gestellt, um unseren Neustart erfolgreich zu gestalten. Die positive Resonanz auf der Messe hat uns darin bestärkt und unserem Vertriebsteam spürbaren Rückenwind gegeben. Wenn wir diesen Kurs konsequent weiterverfolgen, sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt.


Wichtige Relevanz besitzt weiterhin das Qualitätssiegel „Made in Germany“ – und im Besonderen auch „Made in Solingen“. Ebenso prägend ist unser Selbstverständnis als Familienunternehmen, das für hochwertige Produkte, handwerkliche Exzellenz und nachhaltiges Wirtschaften steht. Diese Werte bilden das Fundament unserer Marke – und die Eckpfeiler unserer Zukunft.


tischgespraech.de: Wie geht es Wüsthof heute?

Viola Wüsthof: Wir sind zufrieden: Wir haben das Umsatzniveau von vor der Pandemie wieder erreicht und seit Sommer 2024 befinden wir uns zudem nicht mehr in Kurzarbeit. Unsere Produktion ist aktuell gut ausgelastet. Für die Zukunft setzen wir auf organisches, stetiges Wachstum – mit realistischen Zielen und einem klaren Fokus auf Stabilität und Substanz.


tischgespraech.de: Wo sind denn die Hauptabsatzmärkte von Wüsthof?

Viola Wüsthof: Wir vertreiben unsere Messer in über 60 Länder. Mit großem Abstand ist die USA unser wichtigster Absatzmarkt, gefolgt von Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Alle unsere Messer sind zu 100 % Made in Solingen – darauf sind wir besonders stolz. Bei Zubehörprodukten wie Messerblöcken, Schneidebrettern oder Messerschärfern arbeiten wir mit ausgewählten Lieferanten aus Deutschland und Europa zusammen. Nur ein sehr kleiner Teil unseres Handelswarensortiments stammt aus China.


tischgespraech.de: Frau Wüsthof, danke für das Gespräch!




bottom of page