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Der insolvente Marsberger Glashersteller Ritzenhoff kann weiter machen: Bereits Ende März stimmte der Gläubigerausschuss einem Kaufangebot von Investoren rund um Robert Tönnies zu. Das teilt die Kanzlei Lieser Rechtsanwälte mit, die das Eigenverwaltungsverfahren der Ritzenhoff AG als Generalhandlungsbevollmächtigter begleitet hat.
Die Nachfahren des Gründers haben mit Unterstützung des Minderheitsgesellschafters Robert Tönnies eine übertragende Sanierung auf Nachfolgegesellschaften angeboten, um Ritzenhoff in die Zukunft zu führen. Der Gläubigerausschuss, die Banken und die Belegschaft haben dem Angebot zugestimmt. Der Vollzug des Kaufvertrages wird voraussichtlich Ende April erfolgen, da die Zustimmung der Kartellbehörden und der Gläubigerversammlung abgewartet werden muss. Das Angebot markiert nicht nur einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens, sondern ist auch ein positives Signal für die Glasproduktion am Standort Marsberg.
Die neue gesellschaftsrechtliche Struktur sieht vor, dass Ritzenhoff in drei Gesellschaften aufgeteilt wird: Die Mitarbeiter der Verwaltung wechseln in die RZT Group, die Mitarbeiter aus der Produktion, dem Vertrieb, der Logistik und dem Marketing in die RZT Glass. Die in der Veredlung tätigen Mitarbeiter arbeiten zukünftig in der RZT Decoration. Nach dem Vollzug der Transaktion samt Übergang der Marken und Namensrechte ist eine Umbenennung der RZT Erwerbsgesellschaften in „Ritzenhoff“ geplant.
Bereits im Herbst 2023 hatte sich Robert Tönnies an der Ritzenhoff AG beteiligt, um die Inhaberfamilie bei der Neuausrichtung des Unternehmens zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund hatte Robert Tönnies auch im weiteren Restrukturierungs- und Sanierungsprozess seine Unterstützung zugesichert – mit der nunmehr geglückten übertragenden Sanierung konnte dieses Versprechen in die Tat umgesetzt werden. Robert Tönnies äußert sich optimistisch zur zukünftigen Zusammenarbeit: „Ich glaube an den Betrieb, der bereits seit 120 Jahren hier in meiner westfälischen Heimat ansässig ist. Die Entschlossenheit und das Engagement des gesamten Ritzenhoff-Teams haben mich sehr beeindruckt und letztlich auch überzeugt, hier erneut zu investieren. Alle Beteiligten freuen sich nun auf eine fruchtbare Partnerschaft und sind zuversichtlich, dass unsere gemeinsamen Bemühungen das Unternehmen wieder erfolgreich machen.“
Carsten Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Ritzenhoff AG, zeigt sich erleichtert: „Die vergangenen Monate waren sehr herausfordernd für uns alle. Allen voran gilt mein Dank unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Ritzenhoff AG für ihr großartiges Engagement und ihr Durchhaltevermögen. Ich sehe im Kaufangebot und der damit einhergehenden übertragenden Sanierung großes Potenzial, uns zukunftsfähig sowie wirtschaftlich tragfähig aufzustellen und neue Wege für Innovation und Wachstum zu eröffnen. Ich freue mich, dass der Gläubigerausschuss, die Banken und die Belegschaft den Weg dafür frei gemacht haben.“ Rund 20 Millionen Euro will die Firma im kommenden Jahr investieren, um die Produktion zu erneuern und konkurrenzfähig zu sein.