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  • AutorenbildHartmut Kamphausen

Handel erwartet positiven Verlauf in 2020

- NEWS -

 

Nach einem moderaten Wachstum im vergangenen Jahr aber einem nur wenig zufriedenstellenden Weihnachtsgeschäft geht der Handelsverband Koch- und Tischkultur von einer positiven Entwicklung im laufenden Jahr aus. Die Problemstellungen Standort und Personal bleiben dabei die größten Herausforderungen der Handelshäuser.


Mit 6,19 Milliarden Euro Bruttoumsatz hält sich der Gesamtmarkt GPK/Hausrat auch 2019 auf hohem Niveau und stellt den umsatzstärksten Bereich in den relevanten Ambiente-Marktsegmenten dar. Der Gesamtmarkt der Elektro-Kleingeräte, von dem jedoch nur ein Teil der Küchen- und Haushaltsbranche zugerechnet wird, erfährt mit einem Umsatzplus von 7,6 Prozent und einem Marktvolumen über 5 Milliarden Euro das stärkste Wachstum innerhalb der Ambiente-Märkte. Die Schere zwischen den einzelnen Teilmarktentwicklungen im GPK-Segment geht allerdings stark auseinander: Das Wachstum erstreckt sich von minus 23,3 Prozent im Tonwaren- bis hin zu plus 28 Prozent im Schneidwarensegment.


Das Thema nachhaltiger Konsum ist mittlerweile in Deutschland allgegenwärtig und in der Mitte der Gesellschaft angelangt. Man legt großen Wert auf Qualität, nachvollziehbare Lieferketten, Produktionsbedingungen, natürliche Materialien und Qualität. Dieser „ökologische Lifestyle“ und der Wandel zu mehr Wertschätzung bietet den Konsumenten Orientierung und Abgrenzungsmöglichkeiten. Das Bewusstsein, dass gute Qualität ihren Preis hat schreckt den Verbraucher nicht mehr ab.


Neben Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und im besten Fall Individualisierbarkeit ist das Storytelling zum Produkt wichtiger denn je. Diese neue Art des Verbraucherbedarfs ist ein wichtiger Wachstumstreiber für den expandierenden „Cucina“-Bereich, da viele Hersteller das Bedürfnis nach nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen wie Holz, hoher Qualität und fairer Produktion erkannt haben und den Markt entsprechend bedienen. Hinzu kommt die hohe mediale Präsenz von Kochshows und -testimonials, die als redaktionell anmutendes Präsentationsvehikel für große Küchenzubehörmarken genutzt werden.


Wachstum im originären Fachhandelskanal GPK-Spezialisten


Die positive Grundstimmung der GPK-/Hausratbranche korrespondiert mit der Umsatzentwicklung der Fachgeschäfte. Hier konnte im Zeitraum Januar bis Oktober 2019 ein Zuwachs über 1,6 Prozent verzeichnet werden. Das beratungs- und personalintensive Sujet der Fachgeschäfte bedingt ein höheres Preisniveau, das in der günstigen Konsumstimmung durchaus wertgeschätzt wird.


Standortfrage ist für den Fachhandel essenziell


Die größte Herausforderung des Fachhandels sind die Innenstädte. Wo gleichgeschaltete Ladenketten, ein Downgrading der Geschäfte und Leerstände prägend sind, wird es für Fachgeschäfte immer schwieriger, anspruchsvollere Kunden abzuholen. „Für die notwendige Frequenz bedarf es einer attraktiven baulichen und verkehrlichen Gestaltung, die auch Raum für den Individualverkehr lässt,“ erläutert Christina van Dorp aus Bonn, Präsidentin des Handelsverbandes Koch- und Tischkultur. „Sich bei uns in den Zentren aufzuhalten muss attraktiv sein, der Mix an Geschäften muss stimmen. Handel, Politik und Verwaltung sind gefordert, einen Weg zu finden, um die Innenstädte im harten Wettbewerb zum Onlinehandel und zwischen den einzelnen Städten attraktiv zu gestalten und dem Konsumenten ein positives Einkaufserlebnis in

angenehmer Atmosphäre zu verschaffen. Eine lebendige Innenstadt braucht den Handel, die Städte wiederum benötigen eine lebendige Innenstadt. Ist diese Konstellation gestört, sind beide Parteien nicht zu 100 Prozent wettbewerbsfähig.“


„Städte profitieren von individuellen Fachgeschäften. Sie sind wie ein regionales Wahrzeichen und nicht klonbar. Es muss im Interesse einer jeden Innenstadt sein, sich durch Individualität vom Onlinehandel und vom regionalen Umfeld abzuheben“, führt Christina van Dorp fort.


Sortiments- und Kompetenzerweiterung des Fachhandels


In Zeiten schwindender Laufkundschaft und omnipräsenter digitaler B2C-Vertriebsmodelle ist es für den Fachhandel wichtiger denn je, sich zu differenzieren. Jedes Geschäft sollte seine individuellen Stärken herausfiltern und hervorheben. „In Zeiten, wo man online ein Produkt sucht und auf Knopfdruck passende Themenwelten vorgeschlagen bekommt, ist es für den Einzelhandel wichtiger denn je, diese Systematik ins Offline zu adaptieren“, stellt Michael Berz, Inhaber des Fachgeschäfts „Siller & Laar“ in Augsburg fest. Handelsverbands-Geschäftsführer Thomas Grothkopp ergänzt: „Der Fachhandel muss über den eigenen Tellerrand hinausschauen und das klassische GPK-Sortiment aufbrechen, um dem Stammkunden komplementäre Themenwelten aufzuzeigen. Hochwertige Lederwaren, Schmuck, Textilien, Schreibgeräte und nützliche Designprodukte für das (Home-)Office bieten sich sehr gut an und lassen sich im Geschäft hervorragend bespielen.“


Hinsichtlich der Fachkompetenz, auch in Bezug auf die neuen Medien, hat der Handelsverband Deutschland (HDE) federführend den Ausbildungsberuf Kauffrau/Kaufmann E-Commerce erarbeitet, den die Unternehmen seit August 2018 als Ausbildungsberuf anbieten können. Im Ausbildungsjahr 2019/2020 wurden bereits 1.600 Ausbildungsverträge geschlossen. Für den Einzelhandel, der sowohl stationär als auch online sichtbar sein muss, ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Die Digitalisierung im Einzelhandel und der steigende Anteil des Onlinehandels erfordern eine Professionalisierung der Handelsunternehmer. Die Kommunikation mit dem Kunden über alle Kanäle, on- und offline, ist obligatorisch. Es gibt beim stationären Handel immer noch ´digitalen Nachholbedarf´. Umso mehr freut es mich, dass auch der stationäre Handel auf den neugeschaffenen Ausbildungsberuf zurückgreift“, erläutert Christian Haeser, neuer Geschäftsführer im Handelsverband Koch- und Tischkultur.


Vertriebsformen überlagern sich immer stärker


Das Handelsformat der Fachgeschäfte steht für 35 Prozent des Branchenumsatzes, der Möbelhandel für 14 Prozent, SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte für 11 Prozent, Lebensmittelhandel und Discounter für 9 Prozent. Den Umsatzanteil von Internet-Pure-Playern wird mit 13 Prozent angegeben. Immerhin noch 9 Prozent machen die Kauf- und Warenhäuser aus. Welche Bedeutung sie im kommenden Jahrzehnt haben werden und wem möglicherweise Teile ihrer Umsätze zufließen werden, ist ungewiss.


Zweiter heißer Sommer in Folge beschert erneutes Umsatzplus für Outdoor-Sortimente


Nach dem witterungsbedingten guten Gartenjahr 2018 verlief das Folgejahr 2019 - wider Erwarten - wesentlich besser als zu Jahresbeginn vermutet. Der Sommer 2019 war nach 2018 und 2003 der bisher drittwärmste seit Messbeginn. Davon profitierten die Sortimente Gartenausstattung und -dekoration erneut mit einem Umsatzplus von 2,2 Prozent bei einem Marktvolumen von 2,19 Milliarden Euro und beflügelten auch diesbezügliche Umsätze der Fachgeschäfte. Auf der anderen Seite sank hitzebedingt die Kundenfrequenz in vielen Städten, was zu Umsatzausfällen führte, die in den übrigen Monaten des Jahres 2019 nicht ausgeglichen werden konnten.


Das Weihnachtsgeschäft verlief uneinheitlich, vielfach enttäuschend. Im vergangenen Jahren wurde es auf den Hype der Online-Kaufanreize Black Friday und Cyber Monday zurückgeführt, den Umsatzspitzen unmittelbar vor der Adventszeit. Diese aus den USA nach Europa geschwappte, rabattgetriebene Umsatzwalze des Onlinehandels zieht viel Kaufkraft und Weihnachtseinkäufe aus der Adventszeit ab. Ganze Einkaufsstraßen fühlen sich schon im November genötigt, ebenfalls mit hohen Rabatten Kunden zu locken.


Ausblick auf 2020


Der Handelsverband Deutschland erwartet eine Steigerung des Einzelhandelsumsatzes von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 557 Milliarden Euro. Insofern ist damit zu rechnen, dass auch der Handel mit GPK und Hausrat einen positiven Verlauf nimmt. Besonders gut sind die Erwartungen bei den Unternehmen, die sowohl im stationären Handel als auch im Online-Bereich aktiv sind. Positiv wird der Zusammenschluss der beiden Warenhausunternehmen und deren Standortgarantie gesehen. Dies bringt Ruhe in die Handelslandschaft und stärkt die Innenstädte im Wettbewerb gegenüber den Großvertriebsformen in der Peripherie.



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