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Die deutsche Schneid- und Haushaltwarenindustrie spürt deutlich den aktuellen Kostendruck und die anhaltende Nachfrageschwäche. Wie der Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren (IVSH) zu Beginn der Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente bekanntgab, dürfte der Gesamtumsatz der Branche 2023 um 11,5 % auf knapp 2,1 Mrd. Euro gesunken sein.
Dabei sei das Minus in der Schneidwarenindustrie mit 16 % auf 1,14 Mrd. Euro am stärksten gewesen. Der Umsatz mit Haushaltwaren, vor allem mit Kochgeschirren, Pfannen und Küchenhelfern sei um 6,1% auf 782 Mio. Euro zurückgegangen. Lediglich die Besteckindustrie habe mit 155 Mio. Euro ihre Umsätze stabil halten können.
Nachdem die Produktion der Branche mit 1,22 Mrd. Euro 2021 noch einen Höhepunkt erreicht hatte, sei sie nun nach amtlichen Angaben in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 um 13,2 % auf 844 Mio. Euro gesunken. Noch stärker, nämlich um 20 % auf gut 1,5 Mrd. Euro, seien im gleichen Zeitraum die Importe der Branche zurückgegangen, während die Ausfuhr von Schneid- und Haushaltwaren mit minus 10 % auf gut 1,4 Mrd. Euro weniger stark eingebrochen sei.
Problematisch seien der unverändert stake Kostendruck, vor allem bei Energie und Materialien bei gleichzeitig schwacher Nachfrage in allen Absatzkanälen. Darüber hinaus verschlechterte vor allem die ständig wachsende Bürokratie die Wettbewerbsfähigkeit der Branche, weshalb hier dringend eine Trendwende geboten sei.
Haushaltswaren
Wie Stefan Schmitz, geschäftsführender Gesellschafter der Küchenprofi GmbH, Solingen, Vorstandsmitglied des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltwaren, ausführte, gebe es durchaus Unterschiede in einzelnen Produktsegmenten: „Besonders stark war der Einbruch bei Kochgeschirren mit einem Minus von gut 20%, während der Rückgang bei Küchenhelfern mit minus 7% noch vergleichsweise moderat ausfiel und der Umsatz mit Pfannen mit plus 1% sogar leicht zulegen konnte.“
Schmitz betonte zudem, dass, anders als in der Schneidwarenindustrie, deren heimische Fertigung in der jüngeren Vergangenheit eher zugenommen habe, die Produktion von Haushaltwaren in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen sei. Sie erreichte in den ersten drei Quartalen 2023 nur noch ein Volumen von 262 Mio. Euro, noch einmal fast 9 % weniger als in dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vor drei Jahrzehnten sah dies laut Schmitz noch ganz anders aus: „Trotz der damals bereits bestehenden Konkurrenz aus Fernost wurden damals zum Beispiel Kochtöpfe und Pfannen noch in einer ganzen Reihe von Firmen hergestellt, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, dem Saarland oder auch in Sachsen.
Heute finde die Produktion dieser Dinge in Deutschland nur noch in einem halben Dutzend von Unternehmen statt. Die Globalisierung und die mit ihr verbundene weltweite Arbeitsteilung, die zugleich immer auch für Konkurrenz steht, haben hier deutliche Spuren hinterlassen. Aber: Die Pflege und Weiterentwicklung unserer Marken besitzt für uns einen hohen Stellenwert und selbstverständlich betreiben wir alle auch eigene Produktentwicklung. Produktion und Sourcing sind indes längst global aufgestellt.“
Mit dieser Umstellung seien die Hersteller im Prinzip gut zurechtgekommen. Im Laufe der letzten anderthalb Jahre habe sich die Situation jedoch deutlich verschlechtert. Zum einen habe sich die hier verbliebene Produktion noch einmal spürbar verteuert. Die Kostensteigerungen, vor allem bei Energie, aber auch bei Material und Löhnen drücken empfindlich auf die Marge. Zum anderen bestehen diese Kostensteigerungen auch in der Auslandsproduktion, auch der Import der Erzeugnisse sei teurer und schwieriger geworden.
Es waren übrigens genau diese Probleme, die seinerzeit bei fast allen Unternehmen dazu geführt hätten, dass die Bestände erhöht wurden, sei es nun durch Hochfahren der eigenen Produktion oder aber durch höhere Bezüge von Waren aus dem Ausland. Diese Bestände seien in vielen Fällen nach wie vor nicht abgebaut.
Zu hohe Bestände finden sich sehr oft auch im Fachhandel, und der ordere auch deshalb nach wie vor nur schwach. Hinzu komme die spürbare Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher, die sich in allen Absatzkanälen deutlich zeige, und für die bislang auch noch keine Trendwende zu erkennen sei. Dennoch betonte Schmitz aber auch , dass es in der Branche weiterhin Unternehmen gäbe, die mit Gewinn arbeiten.
Der IVSH erwartet, dass 2024 nach wie vor ein schwieriges Jahr für seine Mitglieder werde.