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Branchentagung des Handelsverband Koch- und Tischkultur in Mannheim

  • Autorenbild: Christine Dicker
    Christine Dicker
  • 9. Juni
  • 6 Min. Lesezeit

- HINTERGRUND -

Der Handelsverband Koch- und Tischkultur lud ein und fast 140 Menschen kamen Anfang Juni zur Branchentagung in die Quadratestadt Mannheim. Getagt wurde im DorintHotel, das vom 3. bis zum 4.6. den passenden Rahmen für eine kurzweilige und informative Veranstaltung bot, bei der übrigens die KI nicht im Mittelpunkt stand. Gemeinsam Zukunft gestalten war das übergreifende Thema.

Fast 140 Menschen tragen sich im Mannheimer Dorint-Hotel zur Branchentagung des Handelsverbands Koch- und Tischkultur.
Fast 140 Menschen tragen sich im Mannheimer Dorint-Hotel zur Branchentagung des Handelsverbands Koch- und Tischkultur.

Michael Berz, der Präsident Handelsverband Koch- und Tischkultur, eröffnete die Veranstaltung mit einem eindringlichen Appell an die Industrie, die Messe Ambiente als Aussteller zu nutzen und an den Handel, diese Messe zu besuchen. Zugleich forderte er von der Politik mehr Handelsspielraum:

„Ein Zuviel an Vorschriften nimmt uns den Spaß an der Arbeit.“ Und das trage auch dazu bei, dass immer mehr Fachgeschäfte schließen müssten und es immer schwerer werde, die Nachfolge zu regeln. „Ein Thema dieser Tagung wird auch der Ertrag sein,“ so Berz weiter und das war dann die Überleitung, um das Tagungsprogramm vorzustellen.


Michael Berz, der Präsident Handelsverband Koch- und Tischkultur, eröffnete die Veranstaltung.
Michael Berz, der Präsident Handelsverband Koch- und Tischkultur, eröffnete die Veranstaltung.

Durch das führte übrigens an beiden Tagen Christian Haeser, Geschäftsführer Handelsverband Koch- und Tischkultur. Er überließ die Bühne Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer Institut für Handelsforschung, IFH Köln, für seinen Vortag „Fachhandel der Zukunft – Digital, nachhaltig, kundenzentriert.“ Gegenwärtig dominiere das Stressthema Verunsicherung und Preisfokussierung die Stimmung im Handel. „Mehr als ein Drittel der Konsumenten hat 2024 weniger konsumiert als 2023“ Im Bereich Wohnen und Einrichten könne man im vergangenen Jahr von einer Konsumflaute sprechen, nach einem Minus von 5 % in 2023, betrage dieses 2024 immer noch 3,6 %.


Hudetz zeigte zudem die Fragmentisierung des Marktes auf, wobei alle Kanäle verloren haben, wenn auch unterschiedlich stark. Weiterhin stellte er fest, dass sich der Absatz vom stationären Handel hin zu Online weiter verschiebe: „Konsumenten werden Onlinekäufe zu Lasten von stationären Käufen steigern. Das heißt, wir müssen die Onlinekanäle Richtung Kunden bespielen, sonst werden wir weiter abgehängt.“ „Es ist ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass der Anteil am Onlinehandel größer wird,“ appellierte der Handelsforscher eindringlich an den GPK-Handel.

Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer Institut für Handelsforschung, IFH Köln, skizzierte in seinem Vortrag Zukunftsstrategien für den Handel.
Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer Institut für Handelsforschung, IFH Köln, skizzierte in seinem Vortrag Zukunftsstrategien für den Handel.

In diesem Zusammenhang wies Hudetz auch auf die Studie Vitale Innenstädte hin, für die fast 69000 Passanten in zahlreichen Städten Deutschlands befragt wurde: „Jeder Passant ist auch ein Kunde, wir kommen nur noch in die Stadt, wenn die Innenstädte attraktiv sind.“ Jedes Jahr verliere man 3.100 inhabergeführte Unternehmen in der Innensstadt, das betreffe alle Branchen, so Hudetz weiter. Es gebe großen Handlungsbedarf, die Innenstädte wieder attraktiver zu gestalten.


Was also gibt es zu tun? Hudetz betonte, wie wichtig es ist, alle Kanäle zu bespielen, Omnichannel werde sozusagen der Hygienefaktor: „Kanal-egal wird zukünftig zum Gewohnheitsfaktor, d.h. wenn der Kunde im Geschäft ist, dann muss ich ihn halten.“ Onlinekanäle sind wichtig für den stationären Kauf, das Smartphone sei die Schnittstelle zwischen Online und Einkauf, es sei sozusagen das Schweizer Taschenmesser der Gegenwart.


Ein weitere Stressthema, auf das Hudetz hinwies, seien die Online-Plattformen. Trotz der Newcomer Shein oder Temu ist Amazon weiterhin der wichtigste Marktplatz mit 65,9 Mrd € Umsatz in 2024. Die Reichweite bei Amazon ist unschlagbar, Otto und Zalando kamen zusammen auf lediglich 11,1 Mrd. € in 2023. Über Temu und Shein sagte der Redner: „Marktplätze mit Waren aus Fernost gewinnen bei 18- bis 29jährigen, bei Fashion und Geschenkartikeln sind sie schon stark vertreten.“ Amazon sei aber immer noch die Ankaufstelle Nummer 1. Aber: Bei Temu habe sich die Kaufrate verdreifacht, bei Shein die Bestellhäufigkeit mehr als verdoppelt. Er gab auch zu bedenken, dass man vielleicht von Temu und Shein etwas lernen könne, gerade was den Auftritt in Social Media betrifft. Die perfekte Überleitung zu den Tiktok-Shops hin, die für unsere Branche große Bedeutung haben: Denn Kochen steht hier an erster Stelle, gefolgt von Fitness.


Christian Haeser, Geschäftsführer Handelsverband Koch- und Tischkultur, führte durch das Programm.
Christian Haeser, Geschäftsführer Handelsverband Koch- und Tischkultur, führte durch das Programm.

Hudetz nahm sich auch der Frage an, wie es um die nachhaltigen Kaufkriterien steht: Diese stagnieren gerade, dieses Thema ist aktuell auf Hold. Nur wenn es gelinge, Nachhaltigkeit und Preis zusammenzubringen, dann kann es funktionieren, wie das Thema Second Hand zeigt. Sein Fazit: Die Krise zwingt uns besser zu werden, Omnichannelexcellenz ist das Gebot der Stunde, Digitalisierung muss Mehrwert bieten, Preis/Leistung ist entscheidend und eine klare, kanalübergreifende Positionierung ist unabdingbar.


Im Anschluss präsentierte Christian Haeser die Ergebnisse der Online-Workshops sowie des Branchendialogs zwischen Industrie und Handel, die der Verband 2024 erstmals durchgeführt hat und die auf große Resonanz stießen. Die vier Themen lauteten Markenpräsentation und Vertrauen, UVP, Messen und Exklusivität und in einer Podiumsdiskussion unter Leitung von Hilmar Juckel aufgegriffen. Bernd Mittelmann, DK Household Brands, Louis Mühleck, Olavson GmbH, Susanne Heiduczek, EK Retail, Stefan Schmitz, Küchenprofi Group, und Ben Dibbern, Dibbern, stellten sich den Fragen der Händler. Das taten sie fachkundig und vor allem diplomtisch. Oder wie es Stefan Schmitz formulierte: „Wir haben ein sehr großes Sortiment, das in seinem vollen Umfang kein Händler führen kann. Das wollen wir natürlich verkaufen – auch Online und in den eigenen Shops.“ Alle Teilnehmer bekannten sich zudem klar zum Fachhandel. Das Fazit der Podiumsdiskussion, durch die Juckel souverän führte: Es konnte nur ein Bruchteil der Händlermeinungen aufgegriffen werden. Die Probleme sind altbekannt und liegen im Spannungsfeld der Akteure.

Auf dem Podium (von links): Ben Dibbern, Dibbern, Bernd Mittelmann, DK Household Brands, , Susanne Heiduczek, EK Retail, Moderator Hilmar Juckel, Stefan Schmitz, Küchenprofi Group, und Louis Mühleck, Olavson GmbH.
Auf dem Podium (von links): Ben Dibbern, Dibbern, Bernd Mittelmann, DK Household Brands, , Susanne Heiduczek, EK Retail, Moderator Hilmar Juckel, Stefan Schmitz, Küchenprofi Group, und Louis Mühleck, Olavson GmbH.

Abends ging es ins Boothaus Mannheim, zu einer entspannten Veranstaltung mit vielen guten Gesprächen. Am Mittwoch morgen dann startete Dr. Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter der BBE-Unternehmensberatung mit dem Thema: „Mehr Erlebnis pro Quadratmeter, Erfolgsbeispiele für den GPK Fachhandel.“ Bevor er solche Best Practise Beispiele vorstellte, zeigt er erst einmal den Status Quo. Seit 2022 herrsche Konsumdisparität, d.h. die Menschen sparen, statt dass sie das Geld ausgeben. Mit dem Beginn des Ukraine Krieges habe sich diese Entwicklung noch einmal verstärkt.


Dr. Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter der BBE-Unternehmensberatung sprach zum Thema: „Mehr Erlebnis pro Quadratmeter, Erfolgsbeispiele für den GPK Fachhandel.“
Dr. Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter der BBE-Unternehmensberatung sprach zum Thema: „Mehr Erlebnis pro Quadratmeter, Erfolgsbeispiele für den GPK Fachhandel.“

Und auch er wies darauf hin wie wichtig Online wird: Nur 13 % Anteil habe der Online-Umsatz im Fachhandel GPK heute, für 2028 sollen es 16 % sein, kein signifikanter Anstieg. Das stationäre Geschäft dominiert auch in der Zukunft. „Wer Online nicht mit dem stationären verbinden kann, der wird Probleme bekommen. Das heißt, wir müssen diese Kanäle mit einander verbinden,“ so sein Appell, den Fokus mehr auf das Online-Geschäft zu legen. Denn bis 2030 sollen weitere 10 Mio Qudratmeter an Fachhandelsfläche verschwinden, das sind 8 % der gesamten Fläche. Und auch die Polarisierung zwischen Luxus und Discount werde auf Kosten der Mitte weiter fortschreiten.


Laut Berentzen gebe es momentan diese aktuelle Fachhandel-Trends: Lifestyle orientierte Geschäfte, Comeback des Direktvertriebs, Öko-Paradox, Design schlägt Herkunft und die unsichtbare Dominanz Chinas sowie die starke Rolle der Möbelhäuser.


Wie also können neue Ansätze aussehen? Laut Berentzen komme der stationären Fläche eine neue Rolle zu. Früher galt es Warendruck zu erzeugen, heute stehe die Bedarfsweckung im Vordergrund. Das Geschäft werde zum Showroom und Marken-Touchpoint. „Man muss heute im Handel sehr viel tun, um mit Online mitzuhalten.“ Zum Beispiel könne man Retail Media als Erlösquelle nutzen, das heißt, Fläche zur Verfügung stellen, auf der andere werben können.


Berentzen wies auch darauf hin, dass man das Erlebnis pro Quadratmeter im Blick haben müsse, man solle es auch regelmäßig messen. Und zeigte dann auf, wie man es beeinflussen kann: Zum Beispiel durch eine auffallend gestaltete Außenfassade, oder eine besondere Markensinszenierung, oder eine Wandlungsfähigkeit der Fläche, die immer neue Anreize schafft. Das KaDeWe macht ca. 450 Pop Ups per Jahr und sorgt so für Abwechslung. „Erzählen Sie Geschichten!“ regte der Redner an.


Ein Beispiel, für einen gelungen Showroom: Das Musikhaus Thomann in Treppendorf.
Ein Beispiel, für einen gelungen Showroom: Das Musikhaus Thomann in Treppendorf.

Service und Effizien sind weitere Faktoren, die eine Rolle spielen. Hier nannte Berentzen die Wegeführung bei Ikea, die Social Media Integration, die vorbildliche Online-Vernetzung von Breuninger, ein Angebot für Private Shopping oder eine Vereinfachung des Bezahlvorgangs ohne Kassen, ausschließlich übers Smart Phone. Ein weiteres Stichwort lautete Interaktion und Community: Hier nannte Berentzen Instore Events wie die Schokowerkstatt von Ritter Sport, die der Markenbindung dienen, eine Lauf Community, mit der man aus Kunden Fans machen kann, oder eine Virtualisierung des Showrooms. „Schaffen Sie zudem lokale Verbindungen, wir brauchen einen Schulterschluss mit der Kommune, um die Innenstadt wieder zu beleben!“


Berentzen verdeutlichte auch, wie wichtig es ist, seine Kunden regelmäßig zu befragen, die Frequenz zu messen sowie CRM Systeme und Abverkaufsdaten zu verknüpfen.


Was heiß das für den GPK-Fachhandel? In seinem Fazit stellte der Redner fest, dass man die KI für die Automatisierung nutzen solle, kreativ sein müsse, sich Freiräume schaffen solle, Partnerschaften finden solle, auch untereinander oder zu anderen Geschäften und alle Mitarbeitenden einbinden solle. Und vor allem: Einfach mal Dinge ausprobieren!


Stefan Denzlinger von Twenty2Eleven und Susanne Heiduczek von der Ek retail leiteten den Workshop "Social Media - das kann ich auch!".
Stefan Denzlinger von Twenty2Eleven und Susanne Heiduczek von der Ek retail leiteten den Workshop "Social Media - das kann ich auch!".

Wer die Thesen und Ideen von Berenzen noch weiter vertiefen wollte, der konnte dies in dem von diesem geleiteten anschließenden Workshop mit dem Titel „Von der Verkaufsfläche zum Erlebnisort: Ideen für die Zukunft des Fachhandels“ tun. Ein zweiter Workshop trug den Namen „Social Media – das kann ich auch!“ und wurde von Stefan Denzlinger, Twenty2Eleven, und Susanne Heiduczek, EK retail, geleitet. Denzlinger zeigte kurzweilig auf, welche Regeln für einen gelungenen Social Media Account gelten, während Heiduczek abschließend standardisierte Lösungen der Bielefelder Verbundgruppe vorstellte, die das Handling erleichtern sollen.


Und dann ging es schon dem Ende zu, mit dem Resümee von Michael Berz sowie einem sehr unterhaltsamen Vortrag von Dr. Nico Rose „Des Frohsinns fette Beute.“ Danke an alle, die zu diesem gelungenen Format beigetragen haben!












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