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  • AutorenbildChristine Dicker

Die Mischung macht's

Aktualisiert: 26. Feb. 2020

- KONZEPTE -

 

Was es in Chicago zu sehen gibt, dass haben wir Ihnen ja bereits in unseren vergangenen Newslettern verraten. Heute wollen wir Ihnen das Handelskonzept P.O.S.H. näher vorstellen – weil wir es so klasse finden. Danke an die IHA, die uns Fotos und Infos zur Verfügung gestellt hat!


Karl Sorensen ist der Gründer, Eigentümer und auch der Geschäftsführer des innovativen Fachgeschäftes. Mit ihm sprach Michelle Hespe, freie Mitarbeiterin der IHA. Wir geben hier das Gespräch wieder:


P.O.S.H. passt in keine gängige Schublade: Das Geschäft verkauft Antiquitäten, ist aber kein Antiquitätengeschäft. Bietet alles für den gedeckten Tisch an, ist aber kein Fachgeschäft für diesen Bereich. Und obwohl man bei P.O.S.H. tausende von Geschenkartikel findet, ist es auch kein Geschenkartikelgeschäft. Also was genau ist P.O.S.H. dann?


Als Sorensen sein Geschäft 1997 gründete, sollte es ein völlig anderes Einkaufserlebnis vermitteln, als das, was zur damaligen Zeit sonst geboten wurde. Und es wollte Inspirationen aus aller Welt bieten. „Als wir eröffneten, gab es diese Mischung aus Vintage und neuen Produkten ganz einfach noch nicht“, erklärt der Inhaber. „Und genau durch diese Mischung unterscheidet sich P.O.S.H. von anderen Geschäften für Wohnaccessoires und Haushaltswaren. Der weit verbreitete Wunsch, alles in eine Kategorie einzuordnen und in eine bekannte Schublade zu stecken, erschwerte es vielen Kunden, sich erst einmal in aller Ruhe umzusehen. Daher war P.O.S.H. für viele sehr inspirierend.“

Seitdem P.O.S.H. eröffnet hat, setzte zahlreiche andere Geschäfte ähnliche Konzepte um und verfolgen diesen etwas unüblicheren Handelsansatz. Karl Sorensen fühlt sich davon geschmeichelt und arbeitet ständig daran, dass sich sein Geschäft in vielen Punkten von diesen Nachahmern abhebt. „Es geht darum, auf jedes Detail zu achten – eine Ästhetik rüberzubringen, die ich mir in den vielen Jahren, in denen ich in Europa gelebt habe, angeeignet habe. Und die vielen schönen Dinge, die wir uns vom europäischen Markt ausgesucht haben“ so Sorensen weiter. „Viele Geschäfte in den Staaten bieten weniger Möbelstücke und große, teure Artikel an – stattdessen setzen sie auf preiswertere, kleinere Produkte.“


Und natürlich ist die wichtigste Zutat, durch die sich P.O.S.H. von allen abhebt, die Leidenschaft, mit der Sorensen alles daran setzt, sein Geschäft zu einer frischen, interessanten und romantischen Erfahrung für die Kunden zu machen. „P.O.S.H. versetzt die Menschen in eine andere Zeit und an einen anderen Ort. Wir sind sozusagen ein Rückzugsort von den geschäftigen Straßen von Downtown Chicago und dem hektischen Leben des 21. Jahrhunderts.“

Auch wenn Sorensen auf den ersten Blick ein etwas altmodischen Handelsmodell verfolgt, so ist er sich doch der Bedeutung der Social Media Kanäle sehr bewusst.


„Wir haben eine Seite auf Facebook, das ist unerlässlich – aber für mich sind Unternehmen und Facebook keine so gute Kombination. Facebook setzt auf Selbstvermarktung (Schaut Euch meine tollen Freunde und mein fabelhaftes Leben an), aber wenn Unternehmen das so handhaben, dann ist das für mich nicht glaubwürdig. Das passt nicht zu uns, denn P.O.S.H. steht für Glaubwürdigkeit.“ Sorensen ist stattdessen auf Pinterest vertreten, das macht für sein Geschäft mehr Sinn: „Auf Pinterest können Menschen ganz einfach Dinge, die sie mögen, mit anderen teilen, und wir haben auch nicht so viel Arbeit damit.“ Und: „ Wenn jemand etwas teilt, der nicht für P.O.S.H. arbeitet, dann ist das für mich viel glaubwürdiger und sieht nicht wie Werbung aus.“


Dann setzt Sorensen noch auf ein ganz traditionelles Instrument: Musik! „Die ist eine mächtige Kraft, und der P.O.S.H. Soundtrack ist etwas, der die Kunden mitnimmt und inspiriert“, so der Eigentümer. „Viele lieben unser breites Angebot, unser Musikangebot spannt einen breiten Bogen, der von klassischen Amerikanischen Standards über Jazz, Cafè-Haus-Musik aus Frankreich bis hin zu Chansons von berühmten französischen Interpreten reicht. In erster Linie ist es Musik aus der Zeit von den Zwanziger bis zu den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Natürlich haben wir auch aktuellere Titel dabei, aber auch die passt zu diesem Stil.“ Sorensen lacht und ist auch ein wenig stolz, wenn er erzählt, dass manchmal seine Kunde so sehr in der Musik aufgehen, dass sie im Geschäft anfangen zu tanzen.


Gerne erinnert er sich auch an so manches fantastische Fundstück, das den Weg in seine Geschäftsräume gefunden hat. Wie zum Beispiel wunderschönes Geschirr und Silberbesteck, das einmal in einem der ältesten Clubs von Chicago verwendet wurde. „So lange wir auf wenig bekannten Wegen unterwegs sind, werden wir nach wie vor die Dinge finden, bei deren Anblick die Kunden dann entzückt fragen: Oh mein Gott! Wo haben Sie das denn aufgetan!“


Diese unbekannten Weg, abseits vom Mainstream, das sind die, wo Sorensen seine Goldschätze findet. Und darum gibt er auch bereitwillig Auskunft, wie man sich heute in dieser sich so rapide wandelnden Einzelhandelslandschaft behaupten kann: „Der wichtigste Rat an jeden, der ein Geschäft eröffnen will, der lautet: Sie müssen eine Idee oder ein Konzept haben, dass völlig einzigartig ist, dass die Menschen in ihrer Vorstellungskraft mitnimmt und das nicht von einer der großen Ketten übernommen und dupliziert werden kann.“


„Die großen Ketten können immer billiger anbieten als der kleine unabhängige Händler mit einem Geschäft. Aber der kleine Laden, der einen großen Traum hat, der kann etwas schaffen, was viel frischer und herzlicher ist als das, was auf Anweisung einer Kette geschieht.“ Sorensen Leidenschaft für P.O.S.H. hilft ihm, die langen Arbeitszeiten und die vielen Unwägbarkeiten, die die manchmal unsichere wirtschaftliche Situation mit sich bringt, durchzustehen. Außerdem ist es eine ständige Herausforderung, seinen Kunden immer wieder etwas Neues zu bieten. „Wenn die Leute etwas Vorhersehbares wollen, dann gehen sie zu den Handelsketten, wenn sie aber nach etwas mit Charme und Persönlichkeit suchen, dann gehen sie hoffentlich in eines der unabhängigen Geschäfte in ihrer Stadt (oder sie besuchen es online) und stellen damit sicher, dass diese einzigartigen Geschäfte, nicht nur überleben, sondern florieren.“

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