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  • AutorenbildChristine Dicker

„Man muss lieben, was man tut“ – Interview mit Donata Apelt-Ihling

- HINTERGRUND -

 

Von Kissen über Tischdecken bis hin zu Bettwäsche. Bei dem Familienunternehmen Apelt mit Sitz in Oberkirch dreht sich seit 71 Jahren alles um Textilien für ein schönes Zuhause. Eine nachhaltige Produktion ist für das Unternehmen ebenso selbstverständlich wie eine trendige Kollektion. tischgespraech.de hat mit Donata Apelt-Ihling, die bei Apelt unter anderem das Design verantwortet, gesprochen.


tischgespraech.de: Frau Apelt-Ihling, Apelt ist seit 1951 im Bereich Heimtextilien unterwegs – wenn Sie zurückblicken: Was waren die gravierendsten Veränderungen? Zum einen in Hinblick auf das Sortiment, zum anderen in Hinblick auf die Materialien?

Donata Apelt-Ihling: Die Sortimente sind enorm vielseitiger geworden, sie gehen viel mehr in die Tiefe. Wir müssen mehr Farben und Größen anbieten, unser Lagerbestand umfasst mehr als 3000 Einzelpositionen, das ist auch ein großer Kostenfaktor. Aber unsere Kunden verlangen das. Das Standardprogramm wird belebt durch saisonale Artikel. Die Produktionsstandorte in der Textilindustrie sind globaler geworden und mit der Digitalisierung hat sich natürlich auch die Geschwindigkeit mit der kollektioniert und vertrieben wird, erhöht. Die Materialien sind weitgehenst gleichgeblieben – wir verwenden nach wie vor Baumwolle, Polyester, Materialmischungen, Leinen Seide… Seit einigen Jahren hat die Kreislaufwirtschaft zudem an Fahrt aufgenommen - da ist die Textilbranche ein Pionier. Zum Beispiel sind die Kettfäden unserer jacquardgewebten Stoffe aus recycelten PET-Flaschen.


tischgespraech.de: Die Gewohnheiten der Menschen ändern sich. Was ist heute bei Textilien für Zuhause relevant? Wie haben Sie sich darauf eingestellt?

Donata Apelt-Ihling: Eigentlich nicht so sehr die Gewohnheiten, wie der Style – die Menschen möchten schön und komfortabel wohnen, sie wollen sich in ihrem Umfeld wohlfühlen. Ihr Zuhause soll sie erfreuen und gleichzeitig aber easy caring sein!

Das hat natürlich zu Veränderungen geführt. Vorhänge sind erst einmal aus den Wohnungen verschwunden – und die textil üppig gedeckte Tafel auch. Wir erleben aber eine Renaissance – Vorhänge und Kissen, Plaids und warme Bettwäsche werden – ich sage leider unter den gegebenen Umständen – ein Comeback haben. Und damit meine ich, dass Textilien für Wärme sorgen, ein Vorhang vor der Türe oder dem Fenster hält ja auch Kälte ab. Zudem sorgen Textilien in einem Raum auch für eine bessere Akustik. Auf diese Veränderungen haben wir reagiert, indem wir unser textiles Angebot modifiziert und erweitert haben.

tischgespraech.de: Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen immer wieder in neue zukunftsweisende Produktionstechnologien investiert. Was hat sich da jüngst getan, gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit?

Donata Apelt-Ihling: Wie schon erwähnt ist die Textilindustrie in Deutschland schon seit längerer Zeit den konsequenten Weg gegangen und hat sich intensiv mit neuen Materialien und Produkttechniken auseinandergesetzt. Auch wir bei Apelt arbeiten seit 2016 mit recycelten Garnen, haben beim Textildruck auf das umweltschonende Digitaldruckverfahren umgestellt, das 80% Wasser gegenüber dem Nassdruck einspart. Wir haben sehr anspruchsvolle Produktions- und Material-Zertifizierungen erhalten und wir achten besonders auf eine nachhaltige Produktion in Europa. Das sorgt unter anderem für kürzere Transportwege. Der Handel setzt das übrigens mittlerweile voraus.

tischgespraech.de: Bei Textilien geht es um Emotionen, es geht darum, den Menschen ein Wohlgefühl zu vermitteln. Woher bekommen Sie Ihre Inspirationen? Welche Oberflächen, welche Farben und Dekore sind aktuell angesagt?

Donata Apelt-Ihling: Zuallererst muss man lieben, was man tut ! Wir lassen uns durch Messebesuche inspirieren, haben alle wichtigen europäischen Wohn- und Lifestyle Publikationen zur Hand und sind selbst begeisterte Wohnraumgestalter.


Der Megatrend geht ganz klar in Richtung Farbe, ruhige Uni-Töne sind zwar auch noch aktuell. Der wirkliche Trend geht aber hin zu fröhlichen Farben und gemusterten Dekoren. Die Materialen werden weich, Samt ist „in“, ebenso wie strukturierte Oberflächen wie Bouclé-Stoffe.


tischgespraech.de: Wo fertigen Sie und wie stark sind Sie von der Materialbeschaffungskrise betroffen?

Donata Apelt-Ihling: Wir fertigen in Deutschland und Europa – das waren und sind schon immer unsere Schwerpunkte und unsere Firmenphilosophie ist ganz danach ausgerichtet. Die Lieferkette ist mittlerweile wieder ziemlich intakt, es gab nur einige partielle Ausfälle.


tischgespraech.de: Wie bewältigen Sie die gestiegenen Preise für Energie? Wie sieht es bei Ihnen mit Preiserhöhungen aus?

Donata Apelt-Ihling: Auch wir können uns dieser Entwicklung natürlich nicht entziehen – das ist ein ganz schwieriges Thema. Wir müssen und können die Preissteigerungen teilweise weitergeben, sind da in engem Kontakt mit unseren Kunden – aber alle Kostensteigerungen sind nicht auf die Preise abzuwälzen. Da sind wir gerade dabei die Prozesse neu zu ordnen, uns anzupassen ohne unsere DNA zu verlieren. Diese Krisen, die so dicht aufeinander folgen, sind eine Belastungsprobe für uns alle. Erst Corona mit den Ladenschließungen, dann die gestiegenen Energiepreise. Und bei all dem müssen und wollen wir noch innovativ sein. Das ist manchmal nicht einfach.

tischgespraech.de: Und noch eine Frage zur Digitalisierung: Betreiben Sie einen Shop für Endkunden, als D2C, und wie stellen Sie sicher, dass der Handel darunter nicht leidet?

Donata Apelt-Ihling: Alle Markenhersteller haben heute eigene Shops oder sind zumindest auf den Marktplätzen im Internet unterwegs. Das gehört heute zu einem zeitgemäß aufgestellten Unternehmen einfach dazu.

Das ist auch keine Konkurrenz für den Einzelhandel. Wir erzielen nach wie vor höhere Umsätze im Einzelhandel als Online und engagieren uns auch sehr für unseren Handel. Und natürlich ist Apelt auch präsent im Netz, bei social-media, wir sind ein junges Unternehmen – textiles at its best.


tischgespraech.de: Frau Apelt-Ihling, vielen Dank für das Gespräch!

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