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  • AutorenbildHartmut Kamphausen

Der Weg zum Ziel

Aktualisiert: 1. Juli 2021

- HINTERGRUND -

 

Pfannen und Kochtöpfe aus recyceltem Aluminium, dem sogenannten Sekundäraluminium, werden inzwischen von verschiedenen Herstellern angeboten. Gut so, denn dadurch kann nachweislich eine Menge Energie eingespart werden. Das gute Gewissen beim Griff zur Getränkedose sollte sich trotzdem in Grenzen halten. Denn bei so kurzlebigen und ersetzbaren Produkten sollte das Vermeiden nach wie vor an erster Stelle stehen.


Das Recycling von Aluminium hat schon Tradition. Denn bereits mit der ersten kommerziellen Produktion wurden die entstehenden, bevorzugt sortenreinen Abfälle des Materials der Wiederverwertung zugeführt. Die Produktion von Aluminium ist aus Sicht der notwendigen Erze und des hohen Energieeinsatzes aufwendig, so dass ein Recycling des Materials schnell lohnend ist. Es seien nur die Stichworte wie der globale Abbau von Bauxit und der Transport zu den Produktionsstätten, die an Plätzen mit preiswerter Energie (wie bspw. Island) stehen, genannt. Das, und die Abfallprodukte bei der Produktion sprechen für das Recycling.

Dabei erweist es sich beim Aluminium als Vorteil, „dass dieses Metall nach Gebrauch ohne jegliche Qualitätseinbuße rezykliert werden kann“, wie beispielsweise der Schweizerische Aluminiumverband auf seiner Website www.alu.ch schreibt. Hier wird auch das Einsparpotenzial beim Energieaufwand angeführt: „Das Recycling von Aluminium erfordert erheblich weniger Energie als die Gewinnung von Primäraluminium aus Erz. Ein einfacher Vergleich ist jedoch nicht möglich, da für das Umschmelzen hauptsächlich thermische Energie, für die Elektrolyse hingegen vor allem Elektrizität benötigt wird. In den Gleichwertigkeitsansätzen wird jedoch allgemein anerkannt, dass durch Recycling ungefähr 95 Prozent der Energie eingespart werden kann, die für die Gewinnung von Primäraluminium erforderlich ist.“


Beim gesamten Prozess sind, das muss eingeräumt werden, weitere Faktoren einzubeziehen, die von der Sammelquote bis hin zur Verschmutzung und Sortenreinheit des Materials reichen. So liegt beispielsweise die Sammelquote bei Aluminium aus Fahrzeugen deutlich höher als bei Verpackungen. Zudem gilt auch hier: Je langlebiger ein Produkt ist, umso besser ist die Gesamtbilanz. Womit wir bei den Getränkedosen wären.


„Gerade bei Produkten, die durch umweltfreundliche Alternativen ersetzbar sind, sollte deren Vermeidung – noch vor dem Recycling – oberste Priorität haben“, sagt Elena Schägg, Expertin für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe e.V. in Berlin. Vor allem vor dem Hintergrund, dass vor knapp zwei Jahrzehnten mit der Einführung des Einwegpfandes die Getränkedose beispielsweise im Biermarkt nur noch eine marginale Rolle gespielt hätte, sei die aktuelle Entwicklung steigender Dosenanteile aus Sicht des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung nicht sinnvoll. Zumal etablierte Mehrwegsysteme gerade im Bierbereich vorhanden seien. Durch die vielfache Wiederverwendung von Mehrwegflaschen können so Abfälle vermieden werden.„Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn Recyclingmaterial in Produkten eingesetzt wird“, so Schägg, „weil sich Umweltauswirkungen dadurch reduzieren lassen. Dabei plädieren wir aber für ein „Closed-Loop-Recycling“. Die Verwendung von Getränkedosen als Recyclingmaterial für langlebige Produkte darf nicht deren klimaschädliche und vor allem verzichtbare Produktion legitimieren.“ Das würde vereinfacht bedeuten: Verpackungen werden zu Verpackungen und Pfannen und Töpfe zu Pfannen und Töpfen. Und was sich vermeiden lässt, sollte vermieden werden.


Qualitätsprodukte aus Recyclingmaterial


So lange die Vermeidung nicht im großen Umfang realisiert wird, bleibt die Nutzung des Sekundäraluminiums ein Mittel, Umweltauswirkungen zu reduzieren. Derzeit liefern zum Beispiel die Marken Berndes, Rösle und Kuhn Rikon Pfannen und Töpfe mit explizit kommunizierter 100-Prozent-Quote beim Einsatz von Sekundäraluminium.

Bei Berndes ist es die Alu Recycled Induction-Serie, die aus Sekundär-aluminium hergestellt wird. Sie umfasst Kochtöpfe sowie Brat- und Schmorpfannen. Das Produktkonzept umfasst auch die Beschichtung. Für den Verkauf werden die Artikel in Kartonagen aus Recyclingpapier verpackt, die auch als Stapelschutz genutzt werden kann. Für die Marke Berndes, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, ist der verantwortliche Umgang mit Ressourcen ein wichtiges Anliegen. Entsprechend freut sich Geschäftsführer Olaf Cordes über die positive Resonanz, die das Konzept gefunden hat: „Die Einschränkungen der zurückliegenden Monate hatten einen glücklichen Nebeneffekt: Im Lockdown wurde mehr zuhause gekocht. Entsprechend haben viele Verbraucher neue Töpfe und Pfannen angeschafft. Im Trend lagen nachhaltige, langlebige Produkte. Mit unserer b.green Serie, die aus recycelten Aluminium-Dosen besteht, haben wir genau ins Schwarze getroffen und konnten Marktanteile gewinnen.“


Ebenfalls zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium sind die Pfannenkörper der Pfannenserie Cadini von Rösle gefertigt. Sie zeichnen sich zudem durch einen vollflächigen Induktionsboden aus. Auch bei Rösle ist man mit der Resonanz sehr zufrieden: „In Zeiten, in denen Meeresplastik, Verpackungen, Nachhaltigkeit und Recycling wichtige Schlagworte und Themen sind, werden Produkte, die aus recycelten Materialen gefertigt werden, für Endverbraucherinnen und Endverbraucher immer wichtiger“, sagt Alexander Aust, Vertriebsleiter Küche bei Rösle. „So bestehen die Pfannenkörper unserer Bratpfannenserie Cadini zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium. Dieser Fakt kommt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern sehr gut an und überzeugt zusätzlich. Aufgrund des stetig wachsenden Wunschs nach mehr Nachhaltigkeit sind auch die Händlerinnen und Händler immer auf der Suche nach Produkten, die diesen Wunsch erfüllen. Daher gibt es eine große Nachfrage – nicht nur im Bereich Verpackung, sondern auch beim Produkt selbst und damit nach unseren Pfannen“, so Alexander Aust.

Als konsequente Fortsetzung des eigenen Anspruchs an Nachhaltigkeit sieht Kuhn Rikon den Launch der New Life Bratpfanne. Auch sie besteht aus 100 Prozent recyceltem Aluminium. Lange Transportwege werden ebenfalls vermieden, denn die Bratpfanne wird am Firmensitz in Rikon hergestellt und es wird ausschließlich Recycling-Aluminium aus Europa eingesetzt. Laut Herstellerangaben ist das Recyclingmaterial härter als Reinaluminium, da es aus verschiedenen Alu-Legierungen vereint wird. „Unsere neue New Life Bratpfanne aus recyceltem Aluminium kommt sowohl beim Handel als auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten sehr gut an. Das zeigt, dass wir mit diesem nachhaltigen Produkt den Nerv der Zeit getroffen haben. Neben dem Recyclingmaterial wird vor allem die hohe Energieeffizienz der Pfanne beim Braten, die Brateigenschaften im Allgemeinen und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis geschätzt. Für den Handel sind darüber hinaus die Swiss Made Qualität, das spürbare Gewicht der Pfanne und die widerstandsfähige Antihaftbeschichtung überzeugende Argumente“, berichtet Andreas Fohrer, Vertriebsleiter Deutschland bei Kuhn Rikon.


Recyclingkreisläufe ausbauen, Umweltbelastungen vermeiden


Das Recycling von Aluminium hat – Stichwort „keine Qualitätseinbuße“ – Potenzial. „Wertstoffkreisläufe müssen weiter ausgebaut und geschlossen werden“, sagt deshalb die Expertin Elena Schägg, „die Pfanne gehört an ihrem Nutzungsende deshalb in die hoffentlich bald überall anzutreffende Wertstofftonne. Umweltbelastende kurzlebige Produkte wie Getränkedosen sollten in erster Linie vermieden werden.“


Wie viel recyceltes Aluminium im Ausgangsmaterial anderer Hersteller enthalten ist – auch wenn es nicht die expliziten 100 Prozent sind –, das ist eine Frage, die nicht zuletzt im Hinblick auf die Rohstoff- und Energiekosten interessant ist und der wir weiter nachgehen werden.



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