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AutorenbildChristine Dicker

Interview mit Stephan Koziol: Gutes Design aus nachhaltigem biozirkulärem Kunststoff

Aktualisiert: 10. Sept.

- HINTERGRUND -

 

„Gutes Design mit gutem Gewissen, verbunden mit dem Wunsch, die Kunst in jeden Haushalt zu bringen.“ Das sind die Unternehmenswerte, die Bernhard Josef Koziol, der Großvater des heutigen Inhabers Stephan Koziol, bereits 1912 festgelegt hat. Mehr als 100 Jahre später haben sie nach wie vor Bestand. Warum das so ist, das hat mir Stephan Koziol bei einem Besuch in Erbach im Odenwald erklärt.

Damals war das einzige Material, mit man so eine Idee verwirklichen konnte, Ton, der in der Erbacher Kunsttöpferei in Serienproduktion hergestellt und gebrannt wurde. Heute hingegen setzt man in Erbach, wo Koziol nach wie vor seinen Unternehmenssitz hat, auf Kunststoff, verfolgt aber nach wie vor die Idee, schöne Dinge in jeden Haushalt zu bringen.

Hier am Unternehmensstandort im Odenwald wird in der Koziol Werkstatt alles entwickelt und hergestellt - von der ersten Idee und dem Design über den Formenbau für die Kunststoffspritzmaschinen und die Materialauswahl bis hin zur Produktion und dem Verpackungsdesign. Von Menschen (Koziol beschäftigt 200), die das mit viel Pioniergeist, Herzblut und sehr viel Können tun. Koziol ist Made in Germany. Und laut Stephan Koziol verwendet man noch dazu das nachhaltigsten Material der Welt. Da hake ich nach: Kunststoff und nachhaltig? Wie geht das?

„Alle unsere Produkte aus dem Interieur- und Geschenkartikel-Sortiment bestehen aus biozirkulärem Kunststoff“, sagt Stephan Koziol. Der wird aus gebrauchten Lebensmittelfetten hergestellt - so werden dieser einer neuen Verwendung zugeführt, statt sie wie früher zu entsorgen. Natürlich ist das Material zertifiziert. Noch ein Argument dafür: Für die Verarbeitung des biozirkulären Kunststoffs benötigt man weniger als 5 % der Energie, die man zum Beispiel für die Herstellung eines vergleichbar großen Produktes aus Aluminum oder Keramik aufwenden müsste, erklärt mir Stephan Koziol. Dieser thermoplastische Kunststoff kann zudem zu 100 % recycelt werden, auch weil Koziol keine Verbundmaterialien verwendet, das heißt, keine verschiedenen Kunststoffe, die erst voneinander getrennt werden müssen und ein Recycling erschweren. Weichmacher werden ebenfalls nicht zugesetzt – ein Koziol-Produkt bleibt also über viele, viele Jahre stabil. Wenn es dann noch so designt ist, dass man es viele Jahre sehen und verwenden mag, dann erfüllt es alle Anforderungen, die man an Nachhaltigkeit stellt.


„Das Produkt ist leicht und geht auch nicht kaputt, wenn es runterfällt,“ betont Stephan Koziol. Ein wichtiger Aspekt, wenn es zum Beispiel um Kindergeschirr geht. „Für die Produkte, die wir machen, gibt es kein besseres Material,“ fasst Koziol zusammen. Der neue biozirkuläre Kunststoff, der seit einigen Jahren zum Einsatz kommt, stellte die Produktion technologisch vor Herausforderungen, aber die Erbacher haben das gelöst. Da zeigt sich wieder, dass es von Vorteil ist, wenn man selbst produziert: Die Odenwälder sind flexibel, im Unternehmen gibt es kurze Entscheidungswege. „In der Coronazeit haben wir monatelang getüftelt und ausprobiert,“ blickt Stephan Koziol zurück. Aber nicht nur das Material ist nachhaltig, das Unternehmen selbst ist seit Jahren CO² neutral, vor kurzem wurde eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, um auch bei der Stromerzeugung unabhängig zu sein.

Um die Nachhaltigkeit des biozirkulären Kunststoffs den Kunden auch optisch zu vermitteln, hat man bei Koziol bei der Markteinführung vor einigen Jahren auf reduzierte Farben gesetzt. So sollte das Thema Nachhaltigkeit visuell auf einen Blick deutlich werden. Erklärt Coriena van Gorsel, Marketing Director bei Koziol: „Jetzt wissen unsere Kunden, dass wir einen Kunststoff verwenden, der nachhaltig ist, und darum widmen wir uns wieder unserer DNA, setzen auf Farben und auf Dekore.“ Wobei wir wieder bei den Unternehmenswerten wären: Durch schöne Dinge Kunst in jeden Haushalt zu bringen.


Nach den Unifarben, die vergangenes Jahr eingeführt wurden, folgen nun Streifen und Blüten auf farbigen Produkten. So aufgebracht, dass sie spülmaschinen- und kratzfest sind. Wie Koziol betont, könne man jede Farbe und viele Dekore mit diesem biozirkulärem Kunststoff umsetzen und damit eine Form über viele Jahre lang immer wieder in neuen Varianten auf dem Markt bringen. Vor allem aber biete man eine Alternative zu Melanim, einem Material, das im Zusammenhang mit Lebensmittel als bedenklich eingestuft wird. „Der Schwerpunkt der nächsten Jahre liegt auf dem Aufbau eines nachhaltigen Kinder-Sortiments, das das Melamin ersetzt.“


Die Vorteile gegenüber Melamin liegen auf der Hand: Das Koziol Material ist biozirkulär und zu 100 % recycelbar, es bricht im Gegensatz zu Melamin nicht, wenn es herunterfällt, und man kann es auch mit bis zu 100 Grad Celsius heißen Flüssigkeiten befüllen. Bei Produkten aus Melain liegt die Grenze bei 70 Grad Celsius, bei höheren Temperaturen kann dort Formaldeyhd austreten, was als gesundheitsschädlich gilt. „Es hat zwar gedauert, und es war viel Aufklärungsarbeit nötig, aber mittlerweile lehnen viele das Material Melamin ab und suchen nach Alternativen. Da kommen wir ins Spiel,“ erklärt Stephan Koziol.


Und vor allem ist diese neue Kollektion Nora eines: Sie ist einfach schön. Die neuen Dekore und Farben harmonieren perfekt miteinander, lassen sich alle miteinander kombinieren und zeigen, dass Koziol auch heute noch dem Motto von damals folgt: Gutes Design in jeden Haushalt zu bringen. Für das gute Gewissen sorgt das Material. Diese Weltneuheit, in der das Unternehmen handwerkliches Können mit seiner langjährigen Erfahrung paart, wurde auf der Kind & Jugend und der Maison&Objet in Paris vorgestellt.


Das biozirkuläre Material wird bei Koziol überall eingesetzt, seine Robustheit gepaart mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit, findet noch in einem weiteren Segment ihren Einsatz: Die Erbacher beliefern auch die Systemgastronomie und andere Anbieter mit Mehrweg-Geschirren, die jetzt auch durch diee neue Farbigkeit an Wertigkeit gewinnen. Das sorgt für eine bessere Akzeptanz bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.


Womit sich die Frage stellt, in welchen Segmenten Koziol noch aktiv ist, welche Standbeine sich das Unternehmen aufgebaut hat: Da ist natürlich der Fachhandel, dem Koziol nun mit dem neuen biozirkulärem Kunststoff eine tolle Geschichte bietet, und natürlich auch ein sehr zeitgemäßes Sortiment. „Wir sehen den Fachhandel als idealen Partner, um diese Geschichte zu erzählen. Damit wollen wir auch zum Erfolg des Handels beitragen,“ erklärt Coriena van Gorsel. Zweites Standbein ist die Gastronomie, zum einen mit den Mehrweg-Geschirren, zum anderen mit der Kollektion Superglas. In diesem Bereich habe man sich über die Jahre eine große Kompetenz erarbeitet und beliefere mittlerweile neben Kreuzfahrtschiffen zahlreiche Hotels in aller Welt. „Das Potential haben wir allerdings noch lange nicht ausgeschöpft, da ist noch viel Luft nach oben,“ so Stephan Koziol.


Das Superglas besteht übrigens aus einem Kunststoff, der sehr hohen physikalischen Anforderungen genügen muss. Drittes Standbein ist der Incentive-Bereich, das vierte der Lebensmittelhandel, das fünfte der Key Account mit den Private Labels. Und der letzte, der sechste Bereich sind die sogenannten Loyalty-Programme. In Erbach tut sich also immer etwas, und man kann sicher sein, dass Stephan Koziol und sein Team weiterhin dem Grundsatz treu bleiben werden „Gutes Design mit gutem Gewissen.“



 






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