Myromy - eine neue Marke aus dem Westerwald
- Christine Dicker
- vor 4 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
- HINTERGRUND -
Der Westerwälder Ton lässt Frank Gentejohann einfach nicht los. Nachdem er viele Jahre Römertopf geführt hat, hat er jetzt seine neue Heimat bei der Newkom Group gefunden. Die Newkom Group steht für keramische Architekturprodukte, innovative Oberflächenlösungen im Fassadenbereich, kreative Markenentwicklung, hochwertige Gastronomie mit einem 2-Sterne-Restaurant – und für die neue Marke myromy. Also bin ich in den Westerwald gefahren, um Frank Gentejohann zu treffen und zu erfahren, wie das alles zusammenhängt.
Mitte Juli hat Gentejohann informiert, dass die neue Marke myromy am Standort Ransbach-Baumbach eine eigenständige Tradition aufbauen wird – mit der Erfahrung vieler langjähriger Mitarbeiter und natürlich mit dem Westerwälder Ton. Wie viel Handarbeit und wie viel Tradition dahintersteckt, davon kann ich mich vor Ort selbst überzeugen. Die Produktionsstätte der m&r Manufaktur GmbH liegt am Rande von Ransbach-Baumbach, in direkter Nachbarschaft zu einem der Lieferanten für das Ausgangsmaterial, den Westerwälder Ton. Ein gut gelaunter Frank Gentejohann erklärt mir, was diesen Ton so besonders macht: „Vor 400 Millionen Jahren war hier der Boden eines Meeres, von diesem stammt unser Tonvorkommen. Der Westerwälder Ton ist sehr, sehr weich, sehr fein.“
Bevor wir aber über myromy sprechen, erfahre ich einiges über die Hintergründe und wie es zu der jetzigen Konstellation mit der Newkom Group kam. Deren Inhaber Michael Zimmer war einer der Interessenten, die sich nach der Insolvenz von Römertopf Mitte 2023 für das Unternehmen interessierten. Den Zuschlag bekam ein anderer Investor, der jedoch nur die Marke und den Lagerbestand erwarb – ohne Interesse an der Produktion und ohne Übernahme von Mitarbeitern. Im Nachhinein kann man sagen: Eine glückliche Fügung für die Newkom Group, die die Maschinen von Römertopf, auf denen gefertigt wurde, kaufte. Und noch dazu zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des insolventen Herstellers übernahm.
Frank Gentejohann brachte seine Erfahrung ein, und so entstand die Idee, mit myromy eine neue Marke für keramisches Kochgeschirr zu etablieren. Gestartet wurde in diesem Jahr mit einer Plancha und einem Kochstein, beide gibt es in zwei Ausführungen sowie mit einem genoppten Boden, der für einen gesunden Abstand des Kochguts zum Boden sorgen soll. So können sich Flüssigkeiten gut verteilen, am Boden bleibt nichts haften. Aktuell in Entwicklung sind zudem noch Frischhaltetöpfe, Koch- und Backtöpfe sowie Bräter. Und die sollen künftig sogar auf Induktion gehen, so Gentejohann. Möglich machen das innovative Techniken, bei denen das Know-how der Newkom Group ins Spiel kommt.
Deren Gründer und Inhaber Michael Zimmer hat vor mehr als 30 Jahren ein digitales Druckverfahren entwickelt, mit dem sich keramische Oberflächen dauerhaft dekorieren und veredeln lassen. Damit ist die Newkom Group Weltmarktführer – und mit dieser Technik lassen sich auch neue Lösungen für keramisches Kochgeschirr entwickeln, die den Einsatz auf modernen Kochfeldern ermöglichen. Anwendung findet das Verfahren aber auch in anderen Projekten: Die Newkom Group ist bekannt für ihre keramischen Fliesen, die in vielen Architekturprojekten weltweit zum Einsatz kommen.
Ein besonderes Beispiel ist ein Projekt eines französischen Luxus-Artikel-Herstellers am Flughafen Doha in Katar, bei dem keramische Fassadenelemente samt Oberflächen in höchster Präzision für den Flagship-Store umgesetzt wurden. Für die Fertigung dieser Fliesen, von denen viele Sonderanfertigungen in unterschiedlichen Größen und Formen sind, hat Michael Zimmer die Räumlichkeiten in Ransbach-Baumbach erworben und die m&r Manufaktur GmbH gegründet. Auf einer Gesamtfläche von über 7.500 m² an Standorten in Rheinland-Pfalz und im Saarland werden Keramiken von Hand gegossen, die Formen dafür hergestellt, getrocknet, glasiert, gebrannt, verpackt und versendet.
Frank Gentejohann führt mich durch den Showroom und zeigt mir die verschiedenen Projekte. Zum Beispiel Fliesenprojekte für internationale Architektur, bei denen von Hand gegossene Spezialformen kunstvoll zu Fassaden zusammengesetzt werden. Oder ein Waschbecken eines namhaften Herstellers, dessen Becken komplett mit einem Glasurbild als Blumenmuster überzogen ist.
Zimmer hat viel in den Standort investiert – „… hier können wir jetzt gießen, pressen, extrudieren, nach wie vor wird auch viel händisch hergestellt,“ so Gentejohann. Oder auch beides kombiniert. Wie die Keramikbecher des Ginherstellers Monkey 47, die an der Becherstanze entstehen und dann noch ein wenig ‚geknautscht‘ werden, damit sie einen handmade-Touch erhalten. Gefertigt wird mit Ton aus dem Westerwald von verschiedenen Lieferanten, auch die Glasuren und die Kartonagen kommen aus der Region, betont Gentejohann.
Und wie passt nun die Marke myromy zu den Architekturprojekten, frage ich? Ganz einfach: Zum einen ist die Newkom Group sehr breit aufgestellt mit vielen Kunden aus der Architektur, aber die innovative Oberflächenveredelung kommt auch bei Herstellern aus der Porzellanindustrie zum Einsatz. Zudem sind die aufwendigen Fliesen für Museen und andere Gebäude Projektgeschäft, teilweise mit einem langen Vorlauf. So sorgt man bei der m&r Manufaktur GmbH mit myromy für zusätzliche Auslastung – in einem Bereich, in dem richtig viel Herzblut und Know-how steckt. myromy trägt die Handschrift der Designerin Laura Straßer, die dem Team um Michael Zimmer in der Formgebung zugearbeitet hat. Der myromy Brick hingegen wurde vollständig vom Team der Newkom Group entwickelt – mit Designerinnen in Saarbrücken und Keramikerinnen in Ransbach-Baumbach. Alle Produkte eint ihr minimalistisches, nutzenorientiertes Design und ein eigenständiges Logo, das an klassische römische Säulenformen erinnert.
Dazu sind die Keramiken jetzt auch schockresistent, das heißt, sie können auch in den vorgeheizten Backofen. Und durch innovative Techniken der Newkom Group werden Keramiktöpfe künftig auch induktionstauglich.
Frank Gentejohann hat seine Rolle gefunden – und gemeinsam mit dem Team der Newkom Group verwirklicht er Ideen, die durch technische Innovationen und handwerkliches Können Realität werden. Bislang wird ausschließlich online über Amazon und den eigenen Webshop vertrieben, aber die Belieferung des Fachhandels hat der gebürtige Westerwälder stets im Hinterkopf.
Kommentare