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  • AutorenbildChristine Dicker

Seit 1723 am Stuttgarter Marktplatz - Tritschler feiert Jubiläum

  • KONZEPTE -

 

Dass ein Einzelhändler seinen 300. Geburtstag feiert, das ist eher die Ausnahme. Dass eben dieser Einzelhändler dann auch noch fleißig expandiert, ebenfalls. Die Rede ist vom Stuttgarter Unternehmen Tritschler, das noch dazu seit fast 300 Jahren am Stuttgarter Marktplatz seinen Standort hat. Thomas Breuninger, geschäftsführender Gesellschafter von Tritschler, hat mir erzählt, was Tritschler in den nächsten Jahren vor hat.


Aber vorab ein paar Fakten: Das Stammhaus am Stuttgarter Marktplatz hat 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche, verteilt auf fünf Etagen. Darüber hinaus gibt es vier weitere Standorte, die im Laufe der Jahre dazu gekommen sind: 2005 Tritschler Lifestyle in der Stuttgarter Königstraße, 2010 Tritschler Esslingen in der Esslinger Fußgängerzone, 2019 Tritschler Heilbronn im Herzen von Heilbronn und 2022 Tritschler Kirchheim/Teck. Dazu noch eine Kochschule im Stammhaus und ein Onlineshop. Das ist beachtlich.


Angefangen hat es mit Tritschler Anfang des 18. Jahrhunderts. Damals eröffnete der Glasbläser Michael Tritschler sein Geschäft Württemberger Compagnie am Stuttgarter Marktplatz. Noch heute bezieht sich das Logo von Tritschler auf diesen Ursprung und bildet ein stilisiertes Glas im „Tritschler-T“ ab sowie mit „seit 1723“ auch das Gründungsjahr. Insgesamt vier Generationen befand sich das Unternehmen unter der Führung der Familie Tritschler, die 1848 auswanderte. Danach übernahm Kolumban Mayer, der 1834 als Knecht der Württemberger Compagnie beigetreten und nach Ablauf seiner Lehrzeit zum Gesellschafter ernannt wurde, dann das Unternehmen. Er und seine Nachfahren brachten Tritschler durch schwere Krisen und erweiterten das Geschäft. Insbesondere der Zweite Weltkrieg war eine große Herausforderung für das Unternehmen: Das gesamte Stadtzentrum einschließlich des Geschäftshauses der Firma Tritschler & Cie. wurden im Juli 1944 völlig zerstört. Unter der Leitung von Egon Mayer, seinem Sohn Rupert Vinzenz Mayer und dessen Onkel Franz Xaver Sperl wurde das Unternehmen in der Nachkriegszeit wiederaufgebaut - auch um die Stuttgarter Bevölkerung mit Haushaltsgegenständen zu versorgen, die im Bombardement in zahllosen Haushalten verloren gegangen waren.


1958 übernahm Ingrid Mayer, die Tochter des damaligen Geschäftsführers, 1963 stieg dann Dr. Werner Breuninger in die Unternehmensführung zu holen. 1986 kam Martin Sperl, der Enkel von Franz Xaver Sperl, zu Tritschler und trat nach dem Tod seines Vaters, Harjolf Sperl, im Jahr 1988 dessen Nachfolge als Gesellschafter an. Ingrid Mayer starb 1993, Dr. Werner Breuninger führte das Unternehmen weiter. 1997 kam sein Sohn Thomas Breuninger dazu, der seit dem Tod seines Vaters im Jahre 2001 Tritschler als geschäftsführender Gesellschafter leitet.


Womit wir wieder in der Gegenwart sind. Heute arbeiten rund 100 gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Tritschler. Mit seiner großen Produktvielfalt für Kochen, Tischkultur und Lifestyle zählt der Einzelhändler zu den größten und wichtigsten Handelsunternehmen der Branche in Deutschland. Mit mehr als 40.000 Artikeln von ca. 250 Lieferanten.

Thomas Breuninger führt mich durch das Haus am Stuttgarter Marktplatz – das mit seinem offenen Etagen sehr offen wirkt, dennoch sind die verschiedene Abteilungen gut von einander abgegrenzt. Weihnachten findet jetzt, Ende November sehr zurückhaltend statt. Auffallend sind die vielen sehr freundlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – alle mit einem Lächeln auf den Lippen. „Es sind die Menschen, die sympathisch sein müssen, die gut beraten können müssen und dann natürlich noch das erleben der Produkte – das ist das, was den stationären Handel ausmacht,“ bringt es Thomas Breuninger auf den Punkt.



Er ist stolz darauf, dass viele dieser Menschen schon lange zum Unternehmen gehören, räumt aber auch ein, „...wir wollen beraten, aber wir können das heute nicht mehr der Besetzung machen, wie wir sie vor 30 Jahren hatten“. Seine Herausforderung ist es, auf der einen Seite die Tradition zu bewahren, aber gleichzeitig auch Veränderungen zu veranlassen, um ein solches Unternehmen erfolgreich zu führen. Dazu gehört zum Beispiel auch die Digitalisierung, die Logistik im Hintergrund, um fünf Geschäfte mit der entsprechenden Ware zu versorgen und auch die Besteller des Online-Shops zufrieden zu stellen.



Man merkt Thomas Breuninger an, dass er hier ständig nachdenkt, nach Lösungen sucht. Das spricht er offen an, das macht ihn auch sehr sympathisch: „Nach Eröffnung der vierten Filiale haben wir gemerkt, dass wir den Wareneinkauf zentral machen müssen. Wir wollen Verlässlichkeit, unsere Kunden sollen wissen, wofür Tritschler steht. Natürlich achten wir auf standortspezifische Besonderheiten, aber 80 % des Sortiments sind überall gleich. Man kann auch daraus lernen, wenn was an einem Standort etwas besser funktioniert, dann liegt es nicht am Kunden, sondern an der Platzierung.“

Vertreten ist bei Tritschler alles, was Rang und Namen hat. Zwiesel Glas und Riedel, Dibbern und KPM, ASA, Robbe & Berking, kitchenaid, Graef, Räder, Höfats, Horl und viele andere mehr. Es kommen immer wieder Lieferanten dazu – so hat Thomas Breuninger vor einiger Zeit Taschen ins

Sortiment aufgenommen, aber auch Schreibwaren. Weil das in der Nähe ansässige Schreibwarengeschäft aufhörte, der Bedarf aber nach wie vor da ist. Also können Kunden den nun auch bei Tritschler decken. „Aber wir trennen uns auch schon hin und wieder von jemanden. Gerade auch dann, wenn wir eine neue Marke aufnehmen.“ Das läuft dann häufig so, dass die Einkäufer oder die Teamleiter von einem neuen Produkt berichten, das sie überzeugt hat. Wenn dann die Rahmenbedingungen stimmen, dann entscheidet man sich bei Tritschler recht schnell.



Wie geht es Tritschler heute? Wie hat das Unternehmen die Pandemie überstanden? Frage ich Thomas Breuninger. „Wir profitieren vom Jubiläum. Ich weiß nicht, wie das Jahr wäre, wenn wir nicht die vielen gut funktionierenden Jubiläums-Aktivitäten gehabt hätten. Dadurch hatten wir ein gutes Jahr mit einem schönen Umsatzplus.“ Übrigens mache man mit Haushaltswaren, die 25 % der Fläche einnehmen, 50 % des Umsatzes, aber auch die Geschenkartikel wachsen gerade stark.


Aktuell liege man wieder im Stammhaus auf dem Umsatzniveau von 2019, wobei das erste Jahr nach der Pandemie hart gewesen sei. „In allen unseren anderen Standorten lief es nach der Pandemie sehr gut, aber hier am Marktplatz in Stuttgart haben einfach die Kunden gefehlt,“ resümiert Thomas Breuniger. Das ging nicht nur Tritschler, das ging auch vielen anderen Geschäften in Stuttgart so. Der Geschäftsführer macht dafür viele Dinge verantwortlich, unter anderem die zahlreichen Baustellen wie auch Stuttgart 21, die Politik, die Autos aus dem Stuttgarter Zentrum raus haben will, hohe Parkgebühren, fehlende Radwege… Erst jetzt sei man wieder mit den Verantwortlichen ins Gespräch gekommen und arbeite an Lösungen. „Das wird aber dauern,“ so Breuninger.



Der Jubiläumsverkauf hat wieder Kunden zurückgebracht. Dennoch ist vieles anders, als beim 275. Geburtstag des Unternehmens. Der damalige (und auch heutige Jubiläumsrabatt) in Höhe von 20 % war zu der Zeit noch etwas Besonderes, vermarktet habe man das über Anzeigen in der Zeitung und Radiowerbung. Das hat funktioniert. Heute, so Thomas Breuninger, sei das viel komplexer. Die Vermarktungsformen vielfältiger, gebracht habe letztlich am meisten die Mund zu Mund Propaganda. Und 20 % Rabatt seien mittlerweile in manchen Handelsformen gang und gäbe.


Neben dem Jubiläumsrabatt hat das Unternehmen noch auf einen VIP-Abend gesetzt. Der sei laut Thomas Breuninger sehr erfolgreich gewesen. Die 130 geladenen Kundinnnen und Kunden konnten nach Ladenschluss mit intensiver Beratung entspannt einkaufen. „Das werden wir sicherlich wiederholen,“ fasst Breuninger zusammen. Sehr gut funktioniert habe auch die Verkostungsaktion mit Riedel-Weingläsern, auch das ein sehr exklusiver Event. Und der Kitchenaid-Truck, der auf dem Stuttgarter Marktplatz Station machte, war auch eine große Attraktion.



Überhaupt ist immer einiges los bei Tritschler. Dafür sorgt auch die Kochschule im obersten Stockwerk des Unternehmens, die Jörg Ilzhöfer leitet. In sehr schönen Räumen mit bodentiefen Fenstern und einer kleinen Terrasse. „2010 führte Ilzhöfer eine Kochschule in Esslingen, 2017 hatte ich ihn dann soweit, dass er hier zu uns nach Stuttgart kam,“ freut sich Thomas Breuninger. „Ich wollte unbedingt eine Kochschule im Haus haben, um meinen Kunden die Produkte erlebbar zu machen.“ Wenn Menschen Töpfe, Pfannen und Messer ausprobieren können, anschließend von einem schön angerichteten Teller essen, Wein aus einem besonderen Glas trinken, dann überzeugt das oft, animiert zum Kauf. Jeder Teilnehmer der rund 34 im Jahr stattfindenden Kochkurse erhält einen Gutschein, den er beim Einkauf im Hause Tritschler einlösen kann. Denn alle Kochkurse finden ja abends statt, wenn das Geschäft geschlossen hat. 10 % aller Teilnehmer – und das ist ein sehr guter Wert – kommen im Anschluss und kaufen. „Die Kochschule passt super zu uns.“


Selbstverständlich hat Tritschler auch einen Online-Shop, mit dem erzielt man 15 % des Gesamtumsatzes. Der Versand erfolgt über das Zentrallager, außerdem fährt der Lieferwagen des Unternehmens jeden Morgen die Filialen ab und sammelt Ware ein. Noch ein Wort zum Zentrallager: In das werden 50 % aller bestellten Artikel geliefert und dann an die Filialen verteilt, der Rest der Bestellungen geht direkt an die verschiedenen Standorte. „Wir basteln immer daran, wie es am besten funktioniert. Es hängt davon ab, wie sich die Lieferanten verhalten. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob man bei der richtigen Auswahl der Lieferanten ein Zentrallager so zwingend braucht“, überlegt Thomas Breuninger.


Die Filialisierung hat es in sich. Macht aber auch Sinn, denn „...unser Ziel ist es, durch die Filialen die Kunden zu erreichen, die nicht mehr nach Stuttgart kommen. Mit den Standorten, die wir haben. Die Sortimente noch stimmiger zu machen, Strukturen weiter zu verbessern und den Online-Shop auszubauen, ohne Preiswettbewerb.“ „Kunden sollen, wenn sie an Koch- und Tischkultur denken, das mit Tritschler verbinden. Egal ob sie in Stuttgart oder einem unserer anderen Standorte einkaufen. Oder Online am Sonntag auf der Couch. Wir wollen für diese Sortimente stehen.“


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