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  • AutorenbildChristine Dicker

Showroom von Tawl in Berlin-Charlottenburg

- KONZEPTE -

 

Sie habe schon immer von einem eigenen Showroom geträumt, erzählt Wiebke Lehmann. Einen Ort zu schaffen, an dem sie all die Dinge zeigen kann, die zu einem schön gedeckten Tisch gehören: Teller, Gläser und Besteck vor allem, aber auch Etageren, Tabletts und andere Centerpieces. Aus Materialien wie Porzellan, Glas und Silber, von etablierten Herstellern und kleinen Manufakturen. Lehmann kennt die Tableware-Branche seit Jahrzehnten wie aus der Westentasche. Claudia Simone Hoff hat sie in Berlin besucht:

Tafel, Teller, Tawl

So hat sich die Expertin für Fine Dining und Tischkultur mit Ende Fünfzig mit ihrem Unternehmen Tawl noch einmal selbständig gemacht, nachdem sie das Porzellanlabel Hering Berlin mitaufgebaut und bei der Porzellan-Manufaktur Meissen gearbeitet hat. Nun stattet sie Restaurants und Hotels mit Geschirr von Manufakturen wie Studio Mattes, Robbe & Berking, J.L. Coquet und Reichenbach aus. Lehmann kommt bei ihrem neuen Job zugute, dass sie ausgebildete Töpfermeisterin ist und zu Beginn ihrer Karriere in ihrem eigenen Keramikstudio in London arbeitete. Noch heute entwirft sie Dekore für Porzellanhersteller und Sternerestaurants. Außerdem entwickelt sie in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Kunden Match 95 gerade eine Geschirrserie aus Steingut, die in der Toskana hergestellt wird. Zuvor hatte Lehmann für Meissen das berühmte Schwanen-Relief von 1737 neu interpretiert: Einige Elemente des Dekors wie die Schwäne und die Fischreiher befinden sich nun statt in der Mitte des Tellers auf der breiten Fahne und sind zudem in Biskuit gehalten. Charlottenburger Altbau(t)räume

Als die umtriebige Wahl-Berlinerin Anfang des Jahres unerwartet das Angebot bekam, einen eigenen Showroom in bester Lage unweit des Kurfürstendamms zu eröffnen, zögerte sie nicht lang und griff zu. Markus Otto Graf, der seit einigen Jahren in der Giesebrechtstraße 10 das Floristikgeschäft Graf’s Kontor betreibt, hatte ihr vorgeschlagen, beide Geschäfte künftig unter einem Dach zu vereinen, nachdem der Laden nebenan neu vermietet wurde. Also wurden die Ärmel hochgekrempelt, Wände eingerissen, Maler und Tapezierer beauftragt. Innerhalb weniger Monate verwandelten Lehmann und Graf die Räume der großbürgerlichen Charlottenburger Altbauwohnung aus dem Jahr 1911 in ein elegantes und unkonventionelles Geschäft, in dem man professionell beraten wird und schöne Dinge entdecken kann. Während Graf Blumen, Accessoires und Schokolade verkauft, zeigt Lehmann im rückwärtigen Bereich des rund 150 Quadratmeter großen Geschäfts die Welt des Tafelgeschirrs in all seinen Facetten. „Von Hand gefertigte Arbeiten alltäglich zu benutzen, lässt uns spüren, dass unsere Hände noch mehr können als Tastaturen zu bedienen“, sagt sie und spricht den Reiz des Handwerks und haptischer Erlebnisse an. Stöbern in der Teller-Bibliothek

Das Raumensemble zeigt mit seinen zurückgenommenen Farben, Materialien und Formen einen gestalterischen Kontrast zum vorderen Teil des Ladens, von dem es mittels einer historischen Holzschiebetür abgetrennt werden kann. Die Unternehmensgründerin hat für ihren Bereich von einem Tischler wandhohe Schränke maßfertigen lassen – samt einer Teller-Bibliothek, beleuchteten Tablaren und Präsentationsschubladen. Lehmanns Laden gleicht einer Wunderkammer und spiegelt eine Art von Gastlichkeit, wie sie vielerorts verloren gegangen ist. Hier rückt der Tisch wieder in den Mittelpunkt des Wohnens und fokussiert auf die Freude am Tafeln, an der Dekoration und am geselligen Beisammensein. Und wo, wenn nicht im großbürgerlichen Charlottenburg, unter hohen Decken mit kunstvollen Stuckaturen und knarzendem Eichenparkett, ließe sich diese Idee von Gastlichkeit besser umsetzen? „Die Menschen sollen sich hier zuhause fühlen“, sagt Wiebke Lehmann. Sie hat den als Esszimmer bezeichneten Raum bewusst reduziert gehalten: Zu den in pastelligem Altrosa getauchten Wänden und den hellen Regalen gesellt sich ein ovaler Holztisch, während Stühle des dänischen Labels &tradition Farbe ins Interior bringen. Spiel mit dem Ungewohnten

Wiebke Lehmann berät in ihrem Showroom private und professionelle Kunden, deckt den Tisch immer wieder neu und zeigt, was sie am besten kann: Teller, Schalen und Objekte miteinander zu kombinieren, so dass daraus etwas Unerwartetes entsteht. Das zeigte sie auch zur Eröffnung des Showrooms mit einer wunderbar arrangierten Komposition: Im Zusammenspiel mit japanischem Porzellan mit Seladon-Glasur und den verspielten Stücken von Bordallo Pineiro wirkt ein Teller aus der Kollektion Kurland von KPM plötzlich überraschend anders. „Es ist mir wichtig, dass auch das Ungewohnte im täglichen Gebrauch Freude macht“, sagt Lehmann. Was sie damit meint: Das Geschirr muss immer auch funktional sein, denn schließlich wird der Großteil der Stücke an die Gastronomie verkauft. Manchmal ist aber auch Wiebke Lehmann unvernünftig. Demnächst wird ihr Laden nämlich mit Silberbesteck von Odiot beliefert, Frankreichs ältester Silberschmiede. Und die handbemalten, opulent mit Porzellan dekorierten Stücke sind garantiert nicht spülmaschinentauglich. www.tawl.berlin


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