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Suppenteller, Essteller, Dessertteller. Und das jeweils für sechs Personen. Dazu noch Schüsseln, Platten oder eine Terrine. Das alles (und manchmal noch einiges mehr) hat vor gar nicht so langer Zeit zu einem Service gehört. Heute ist das ein wenig anders – das Geschirr soll toll aussehen, aber nur noch die Teile enthalten, die auch benötigt werden. Wer keine Suppenteller will, der kauft eben auch keine. Individualität ist angesagt. Auch sonst hat sich einiges geändert.
One size fits all
Früher lautete das Motto „Mix & Match“ – also die Kombination verschiedener Dekore. Heute heißt es: Die Müslischale wird zur Suppenschale, zur Salatschüssel oder zur Bowl. Multifunktional ist in, jedes Teil kann einzeln gekauft werden. Im besten Fall. Entweder ist das Angebot im vornherein für den multi purpose angelegt, oder es wird um entsprechende „neue“ Teile ergänzt. So hat Rosenthal seinen Bauhaus-Klassiker TAC, den Walter Gropius für das Selber Unternehmen entworfen hat, um einen Allround-Teller und eine vielseitig einsetzbare Salatschüssel erweitert. Der neue Allround-Teller ist weder flach noch tief, auch ist er keine Schale, - vielmehr ist er ein Gefäß, das den Bedürfnissen und vor allem den veränderten Essgewohnheiten der Menschen mit einem modernen, durchdachten Designkonzept im Sinne von Rosenthal entgegenkommt.
Reduce to the max
Die Geschirre selbst werden wieder eleganter, zurückhaltender. Die Form rückt in den Vordergrund, statt eines Dekors setzen viele Hersteller auf eine strukturierte Oberfläche oder eine spannenden Glasur. Die Raffinesse liegt oft im Detail. Und gerade diese Schlichtheit, diese Details erfordern das ganze Können der Hersteller.
Dafür steht zum Beispiel die Porzellanserie Datum, die von Foster + Partners in Zusammenarbeit mit der Porzellanmanufaktur Fürstenberg entworfen wurde. Das Design von Datum folgt einer puren und strengen Geometrie. Und genau dieses Erreichen einer reinen Geometrie ist eine der technisch anspruchsvollsten Herausforderungen bei der Bearbeitung von Porzellan. „Gerade Geometrien und rechte Winkel sind bei Porzellan äußerst schwer zu erreichen. Datum war eine große Herausforderung für unsere Modellbauer. Mit viel Leidenschaft für die Porzellankunst haben sie es geschafft, das Unmögliche möglich zu machen. Dafür stehen wir als echte Manufaktur“ erklärt Stephan Hofmann, Bereichsleiter Produktion bei Fürstenberg, den Entwicklungsprozess. Das anspruchsvolle Design von Foster + Partners wird in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg mit viel Handarbeit, Know-how und einem Maximum an Präzision umgesetzt. Teller, Tassen, Becher und Schalen der Serie sind in ihren Dimensionen miteinander verbunden, so dass ein individuell kombinierbares und stapelbares Geschirr entsteht. Das modulare System bietet neben einer klaren Designsprache eine außergewöhnliche Funktionalität und zeitgemäße Flexibilität.
Die Abmessungen der Porzellanteile sind so sorgfältig innerhalb einer Gittermatrix kalibriert, dass ein direktes Zusammenspiel zwischen ihnen entsteht. Diese formale Geometrie und ihre präzise Ausführung erlauben vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und eine effiziente Stapelbarkeit. Alle Teile besitzen millimetergenaue Radien und hauchfein ausgearbeitete Stufungen an der Unterseite, die das Stapeln in fünf verschiedenen Produktgruppen ermöglichen. Datum steht für konsequente Funktionalität im zukunftsweisenden Design und ermöglicht immer wieder neue Kombinationen für individuelle Verwendungen. So kann z. B. ein Teller als Deckel einer Schüssel verwendet werden, um Speisen warm zu halten oder sie für später im Kühlschrank aufzubewahren. Datum ist in zwei Varianten in Weiß erhältlich: zum einen klassisch mit glänzender Glasur innen und außen sowie in einer weiteren Variante, bei der die Außenseiten matt satiniert und die Innenseiten glänzend glasiert sind. Das Spiel von glänzendem und mattem Weiß bringt die besondere Haptik, Klarheit und Reflektivität des Materials Porzellan zum Ausdruck.
Auch die Serie Nido, die Ann Van Hoey für Serax entworfen hat, zeigt sich sehr zeitgemäß, steht aber in der Tradition hochwertiger Bone China-Handwerkskunst. Die Formen von Nido sind reduziert, Spannung entsteht durch die Kombination verschiedener Muster. Alle Teile passen dennoch wunderbar zusammen und bilden ein schönes Ganzes. Mithilfe der Computertechnologie erstellte Ann 3D-Modelle, die sie zur Anfertigung ihrer Formen benötigt. Die Hilfslinien, die das Zeichenprogramm erzeugt, faszinierten sie so sehr, dass sie sie zur Entwicklung akkurater Muster nutzte. Ann wählte bewusst mehrere, miteinander kombinierbare Muster, um sich vom klassischen weißen Service zu lösen. Für die Veredelung wählte sie überwiegend eine durchscheinende Glasur, die den Charakter des makellos weißen Porzellans unterstreicht. Einige Stücke sind auch mit jadegrünem Seladon veredelt. Ergänzt wird das Porzellanservice durch vier schlichte Gläser in den gleichen Formen wie die Tassen. Um die Porzellanformen optimal in Szene zu setzen, hat Ann japanisch inspirierte Präsentierteller aus Nussbaumholz entworfen. Zu den Rändern hin ist das Holz sehr dünn gehobelt und darunter befindet sich ein Sockel, so dass das Ganze zu schweben scheint.
Bei Nido ließ sich die Designerin von den Hilfslinien des Zeichenprogramms inspirieren, bei der Kollektion Mandorla von der KPM Berlin waren es industriell genutzte Schutzbleche. Der Stuttgarter Künstler Reiner Xaver Sedelmeier inspirierte KPM Chefdesigner Thomas Wenzel zu einer kunstvollen Zusammenarbeit, bei der vermeintlich banales Alltagsdesign auf hochwertiges Porzellan übertragen wird. Dabei entstanden Krug, Becher und Vasen aus Biskuitporzellan, allesamt Zylinder, die mit den typisch elliptischen Formen des Schutzmetalls in Form gegossen wurden.
Die industrielle Herleitung der Oberflächengestaltung war dabei das, was KPM Chefdesigner Thomas Wenzel besonders begeistert hat. Und das, was letzten Endes auch die Formen der Produkte definieren sollte: “Tränenblech wird normalerweise gewalzt, also war der Ausgangspunkt schnell, den Zylinder beziehungsweise anders gesagt: das Rohr als Form zu nehmen.” Wenzel erdachte Krug, Becher und Vase und sortierte die Mandorlas in regelmäßiger Anordnung, so dass der Betrachter “selbsterfahrend erkennt, was er da eigentlich sieht. Die Formen sind schön und schlicht, aber die reliefierte Haptik schafft eine Irritation, an die man sich erinnert. Die Wahl des Biskuitporzellans als Material betont dabei die Schärfe und Genauigkeit.”
Das Relief und die Außenseiten des weißen Porzellans der Mandorla Kollektion sind aus feinstem, hochwertigstem Biskuitporzellan gefertigt. Die Innenwände von Becher, Vase und Krug sind allesamt glasiert.
Ganz pur in der Optik kommt auch die neue ASA Serie Re:glaze. In ihr steckt aber noch viel mehr: Re:glaze: ist ein Steinzeug aus recyceltem Ton, kombiniert mit einer unverwechselbar weißen und zu 100 % recycelten Glasur – „Sparkling White“ genannt. Damit zeigt ASA Selection einmal mehr, dass Nachhaltigkeit kein kurzfristiger Trend, sondern Kern der Unternehmensphilosophie ist.Der portugiesische Produktionspartner von ASA Selection fängt die Glasur, die während des Prozesses „abläuft“, auf, bereitet sie anschließend aufwändig auf und verwendet sie danach für die neue ASA Serie Re:glaze. Die charakterstarke Kollektion Re:glaze ist „Made in Portugal“ und verbindet wie selbstverständlich Nachhaltigkeit, Funktion und zeitlose Ästhetik. Zur Serie gehören Schalen und Teller in verschiedenen Größen sowie ein Henkelbecher. Und weil die Glasur recycelt wird, steht sie nicht ständig unbegrenzt zur Verfügung.
Bei NewMoon von Villeroy & Boch überzeugt vor allem die asymmetrische Formensprache. Ein außergewöhnliches Porzellan, das schlicht und gleichzeitig prägnant ist. Das weiße Geschirr hat das Mettlacher Unternehmen nun um sanfte Beige-Töne in einer matten Haptik erweitert. Mit den neuen Teilen in Beige – Speiseteller in zwei Größen, Frühstücksteller, Brotteller, tiefe und flache Schale sowie einer großen Präsentationsplatte – erhält die Kollektion nun mehr Variationsmöglichkeiten. Denn durch die Kombination von NewMoon und NewMoon beige und dem damit verbunden Wechselspiel aus matt und glänzend, Beige und Weiß, entstehen optisch und haptisch immer wieder neue Tischinszenierungen.
Paint it Blue!
Wir lieben Blau. Das haben viele Hersteller beherzigt und zeigen ein leicht verwaschenes Blau entweder all over oder als Dekor auf den Teilen. Das gibt vielen Formen, auch Klassikern, eine neue zeitgemäße Anmutung. So zum Beispiel dem Rosenthal-Klassiker „Maria“, den es bereits seit 1916 gibt. Bislang immer in Weiß, jetzt auch in einem zarten Blauton. Der verleiht der geometrischen Form eine bestechende Optik, unterstreicht den romantischen Vintage-Touch der neuen Serie und hebt das berühmte „Maria“-Relief aus Granatäpfeln und Olivenzweigen auf Frühstücksteller, Kaffee- und Espressotasse, Speise- und Suppenteller, Müslischale und Henkelbecher noch stärker hervor. „Dream Blue“ kreiert ein stylisches Farbenspiel mit Maria Weiß oder mit den Pastellvarianten „Pale Mint“ wie „Pale Orchid“, und bringt somit diese Kollektion wieder en Vogue.
Maxwell & Williams hingegen setzt das Blau poetischer ein: Inspiriert vom Stillleben des berühmten französischen Malers Claude Monet verdankt die Edition Giverny ihren Namen einer kleinen Gemeinde, dessen berühmter Garten in der Normandie liegt. Dort nämlich erlebte der Künstler milde Sommer und üppige Natur. Genuss pur, den Monet auf Leinwand bannte und den Maxwell & Williams auf das Tafelservice Giverny aus hochwertigem Porzellan gezaubert hat. Floral und dennoch zurückhaltend ist dieses Dekor.
Colour and prints
Ganz ohne Dekor geht es in dieser Saison dann doch nicht. Richtig bunt und laut zeigen sich zum einen die Teller und Schalen der Feinsteinzeug-Serie Variété du Soleil von ASA Selection. Sie spielen mit Formen, Farben und Mustern. Fröhlich, individuell und spontan finden sich in den verschiedenen Dekoren die vier Farben Creme, Schwarz, Sonnengelb und Azurblau immer wieder zu neuen künstlerisch anmutenden Bildern zusammen.
Auch Feast von Serax zeigt ein Feuerwerk an Farben und Prints. Der britisch-israelische Starkoch Yotam Ottolenghi hat es mit Unterstützung des italienischen Künstler Ivo Bisignano entworfen. Ein typisches Merkmal der Feast-Kollektion ist der schwungvolle, O-förmige Pinselstrich. Diese Grafiksprache ergänzt der Künstler mit abstrakten Darstellungen von Gemüse – der Zutat, die wie keine andere für die Signatur des Kochs Ottolenghi steht. Das Ergebnis ist ein Service von farbenfroher Ästhetik, das dem Benutzer die Freiheit schenkt, alle seine Mahlzeiten „wie ein Fest“ zu zelebrieren. Unterschiedliche Tellergrößen, leuchtende Farben und vielgestaltige Muster sorgen für das einzigartige, „unverschämt lässige“ Ottolenghi-Feeling.
Viel zurückhaltender zeigt sich hingegen Silhouette, die neueste Dekorkollektion von Bodo Sperlein für Dibbern. Das Dekor besitzt eine lebendige, auffällige Ästhetik und ist in einer warmen Farbpalette erhältlich. Seine charakteristische Kontur erinnert an die Formen und Schatten, die sich in natürlichen Topographien beobachten lassen. Die Farbe verleiht dem Design ein zusätzliches strukturelles Element. Der Designer hat die farbige Fläche mit einem dezenten Verlauf versehen, bei dem die Intensität der Farbe zum Rand nachlässt. So verbindet sich die Dekorfarbe nahtlos mit dem Weiß des Fine Bone China.
Reaktive Glasuren
Keine ist wie die andere, kleine Abweichungen sind ausdrücklich erwünscht. Dieses gestalterische Element wird vor allem durch die sogenannten reaktiven Glasuren erzeugt. Zwei Beispiele gibt es zum Beispiel bei Blomus und Cosy & Trendy.
In der Tradition der japanischen Keramik steht die neue Geschirrserie Kumi von blomus: Die Serie umfasst insgesamt 18 Teile, darunter traditionelle japanische Artikel wie die kleine Schale und Kanne für Sojasauce sowie die charakteristische Teetasse ohne Henkel, aber natürlich auch europäische Klassiker wie die Kaffee- und Espressotasse mit Untertasse - was Kumi ebenso vielseitig wie schön macht.
Die außergewöhnliche Haptik der Keramikstücke resultiert aus einer speziellen Technik - der so genannten reaktiven Glasur -, die oft kleine Unregelmäßigkeiten hervorruft und jedem Stück seinen eigenen Charme verleiht. Das Geschirr ist in zwei Farben erhältlich: einem weichen, sanften Fungi und einem dunklen, kräftigen Espressobraun.
Auch die Mauna-Geschirrserie von Cosy Trendy setzt auf eine reaktive Glasur. Zusammen mit den organischen Formen entsteht so eine unverwechselbare Optik: Hohe, erhabene Kanten in sanftem Weiß leiten den Blick auf das feurige Innere, wo das ‚reactive glazing‘ für einen lebhaften Farbausbruch sorgt.Dank des reactive Glazing ist jedes Stück aus dieser Serie einzigartig. Noch ein weiteres Detail überzeugt: Die Unterseiten der Schalen sind hohl, und darum liegen diese, obwohl sie relativ hoch sind, sehr leicht in der Hand. Auch die großen Tassen der Serie fallen auf.