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  • AutorenbildChristine Dicker

Wie war die Ambiente?

- TRENDS -

 

Heute geht in Frankfurt die Ambiente 2020 zu Ende. Und was war das für eine Messe! Das Coronavirus trug dazu bei, dass viele Einkäufer nicht nach Frankfurt reisten bzw. reisen durften. Gestern tobte dann noch Orkan Sabine und führte zu weiteren Einschränkungen. Von der Besucherzahl also leider eher mau. Umso wichtiger, sich anderweitig zu informieren: Zum Beispiel bei uns. Lesen Sie das persönliche Messefazit von tischgespraech.de: Wir – Christine Dicker und Hartmut Kamphausen - haben uns nach den ersten vier Messetagen schon einmal über die diesjährige Veranstaltung ausgetauscht:


Liebe Christine, nach vier Messetagen in Frankfurt: Was ist Dein erstes Fazit von der Ambiente, gibt es eine große, signifikante Entwicklung?

Eines vorweg: Alle waren im Vorfeld wegen des Coronavirus nervös. Viele Einkäufer hatten angekündigt, nicht zu kommen. Das hat man überall auf der Messe gespürt, es war deutlich ruhiger. Einige Besucher waren mit Mundschutz unterwegs, jeder nutzte die zahlreich aufgestellten Stationen zum Desinfizieren der Hände. Die sollte man übrigens auch auf der nächsten Ambiente belassen – denn Februar ist Erkältungszeit. Einen grippalen Infekt kann keiner brauchen. Aber diese Ambiente hat auch gezeigt, wie fragil so eine Messe ist, wie global das Geschehen heute ist. Es gibt das Stichwort, wen interessiert es, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Das hat endgültig ausgedient. Ich denke, das war wohl die wichtigste Botschaft dieser Ambiente.


Wie hast Du, lieber Hartmut, die Situation empfunden?

Besonders auffällig war es auf den Gängen zwischen den Hallen, dass weniger Besucher unterwegs waren. In den verschiedenen Hallen traf man wiederum durchaus mit dem Besuch zufriedene Aussteller. Denn die Qualität der Besucher, die nach Frankfurt gekommen waren - egal ob aus dem In- oder dem Ausland - war nach Aussagen vieler Aussteller sehr gut. Spannend wird jetzt die weitere Entwicklung sein: Dass ein Sack Reis umfällt, um im Bild zu bleiben, ist ja das eine, wann er dann geliefert werden kann, das andere. Bei den vernetzten globalen Produktions- und Lieferketten ist es die Frage, wie lange Produktionen in China stillstehen.


Schauen wir aber, Christine, auf das, was die Aussteller in Frankfurt präsentierten. Welche Trends zeigen sich?

War es im vergangen Jahr noch das Storytelling, steht jetzt eindeutig das Thema Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Die Unternehmen legen bei den Produkten Wert auf hochwertige Materialien, z.B. werden FSC-zertifizierte Hölzer verwendet. Qualität und eine lange Gebrauchsdauer stehen im Vordergrund, nicht nur, ob etwas recycelt werden kann. Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch Langlebigkeit. Weiterhin geht die Thematik über die Produkte hinaus, auch die Verpackung spielt eine große Rolle. Diese soll möglichst nur aus einem Material bestehen und sich auf das Notwendige beschränken. Wenn sie dann noch verschenktauglich ist, um so besser!


Ganz außen vor lassen kann man Recycling jedoch nicht: Es sind zahlreiche Produkte auf dem Markt, die ein Vorleben als etwas anderes hatten – zum Beispiel als Segel bei Anderson Shopper – oder die mal eine PET-Flasche waren. Aus denen fertigt Reisenthel seine neue Taschenkollektion, die zudem sehr durchdacht ist. Upcycling ist dann die Königsdisziplin, wie bei dem niederländischen Unternehmen Raw Materials.


Zero Waste ist ein weiteres Thema: Wie bewahre ich Lebensmittel auf, damit sie sich möglichst lange halten? Storage- und Vakuumierungs-Systeme waren nach wie vor stark vertreten. Nicht zu vergessen der Bereich To-Go für Kaffeebecher, Trinkflaschen und Foodcontainer, der in großer Breite, angetrieben durch den Mealprep-Trend, auf der Ambiente zu finden war. Ach ja, bald sind ja Trinkhalme und Bestecke aus Plastik verboten. Auch dazu gab es viele viele Angebote.


Übrigens landen wir über das Thema Nachhaltigkeit dann doch wieder beim Storytelling. So schließt sich der Kreis. Oder wie siehst Du das, Hartmut?

Es ist interessant zu beobachten, dass zahlreiche Unternehmen immer stärker transportieren, was sie schon lange in Sachen Nachhaltigkeit praktizieren. Das Thema FSC ist ein Beispiel dafür. Aber es wird auch über Maßnahmen in der Produktion oder bei der Energieversorgung im Hinblick auf eine Ressourcenschonung gesprochen. Alles, was auf das Konto Nachhaltigkeit einzahlt, wird aktiviert. Die heute zumeist gut informierten Konsumenten werden dann aussortieren, was sich dabei verzinst. Produktqualität ist dabei auch ein Thema: Es wird vermehrt auf die Langlebigkeit durch hochwertige Materialien und zeitloses Design geachtet. Das zeigt sich wiederum bei den To-Go-Produkten sehr anschaulich.


Was gab es aus Deiner Sicht noch, liebe Christine?


Spannend finde ich auch die Digitalisierung von Produkten: Kahla und Koziol stellten Becher vor, in die ein Chip eingebaut ist, mit dem man über eine App Infos abrufen oder bezahlen kann. Da wird sicher noch einiges kommen. Beim Thema Digitalisierung darf man natürlich nicht den Auftritt von Nextrade vergessen. In Sachen Automatisierung von Bestellprozessen etc. wird auch noch einiges passieren.


Alle Welt redet zudem von Tiny Houses, die Zahl der Single-Haushalte steigt, die Menschen beschränken sich freiwillig - bei hohen Immobilien- und Mietpreisen in den Innenstädten manchmal auch unfreiwillig. Das hat natürlich Auswirkungen auf unsere Branche: So gibt es wieder Shorts Sets beim Porzellan, wie z.B. bei Kahla, Villeroy & Boch legt die legendäre Memphis-Kugel in neuer Form wieder auf. Auch die Induktionsplatten gehören in diese Thematik – wer seine Küche mini halten will, der greift darauf zurück. Rommelsbacher bietet passend dazu einen Backofen an, der alles kann, was auch ein „großer“ leistet. Die zu solchen kleinen Küchen passenden Topfsets sind stapelbar und damit platzsparend.


Den einen Trend gibt es ja Gott sei Dank schon lange nicht mehr, sondern viele bunte Pflänzchen. Eines davon heißt Farbe, ob bei Küchengeräten wie Novis mit einer Kollektion in auffallendem Pink, Smeg mit seiner Serie „Sicily is my first love“, die in Zusammenarbeit mit Dolce & Gabbana entstanden ist, oder Carrera, die erstmals auch - sehr gekonnt - in den Farbtopf gegriffen haben. Zu finden ist das auch bei Messern mit bunten Griffen, schön fand ich auch bei Thomas die Weiterentwicklung der beliebten Sunny Day zu BeColour.


Übrigens, ich fahre jetzt seit mehr als 30 Jahren nach Frankfurt auf die Ambiente. Die neuen Hallen 12 und 11 sind sehr elegant, sehr gelungen. Aber die Wege sind schon weiter geworden. Unbestritten aber ist, dass die Messe für die Aussteller DER Platz zur Inszenierung der Marke ist. Welche Entwicklungen hast Du hier beobachtet?

Das ist, liebe Christine, absolut der Fall. Der Aufwand, mit dem die Präsentationen umgesetzt werden, sprechen eine klare Sprache. Und es war allgemein zu hören, dass diese Plattform auch in Zukunft für die Markeninszenierung genutzt werden soll. Denn die Gründe, warum es in diesem Jahr weniger Messebesucher waren, sind jedem klar.

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